Die präzise Balance räumlicher, konstruktiver, statischer und fertigungstechnischer Aspekte des Atriums stellen eine besondere Herausforderung für den Entwurf dar. © ICD Universität Stuttgart
Das neue Stammhaus von Blumer Lehmann in Gossau in der Schweiz ist ein außergewöhnlicher Holzbau, der durch eine frei geformte Treppe als Blickfang besticht. Die Planung des neuen Büro- und Empfangsgebäudes wurde von K&L Architekten umgesetzt. Im neuen Gebäude befinden sich eine großzügige Eingangshalle, ein Veranstaltungsraum, eine Cafeteria mit angrenzender Terrasse und 180 Arbeitsplätze. Das Highlight des Gebäudes ist aber mit Sicherheit die zentrale Holztreppe, die das Atrium bildet. Die Konstruktion wurde in Kooperation mit dem Institut ICD der Universität Stuttgart entwickelt. Nach den Planvorgaben wurden die geschwungenen Bauteile aus dem neu entwickelten BSP curved von Blumer Lehmann gefertigt, was der Treppe ihre elegante, gewundene Form verleiht. Wie ein moderner Baumstamm windet sie sich nach oben und verbindet die vier Stockwerke miteinander. Ein rundes Oberlicht aus einem Folienluftkissen mit einem Durchmesser von 8,5 m lässt Tageslicht in das Treppenhaus fallen.
Langjährige Zusammenarbeit
Das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) und Blumer Lehmann verbinden eine langjährige Zusammenarbeit an verschiedenen Forschungs- und Bauprojekten. Für den Entwurf des Atriums des neuen Hauptsitzes der Firma konnte auf vorherige Erkenntnisse im Bereich der gekrümmten Brettsperrholzkonstruktionen aufgebaut und diese mit Blick auf die komplexen räumlichen und strukturellen Anforderungen dieses Projekts hin erweitert werden.
Treppe übernimmt tragende Funktion
Die Verwendung von gekrümmten Bauteilen mit lediglich zwei unterschiedlichen Radien sowie die Wiederholung identischer Treppenmodule trägt ebenfalls zur konstruktive Effizienz bei. © ICD Universität Stuttgart
Die gekrümmten Holzelemente übernehmen gleichzeitig eine tragende Funktion. Durch ihre Krümmung erreicht die Struktur eine außergewöhnliche Steifigkeit, die einen Wandaufbau von lediglich 130 mm ermöglicht. Trotz dieser minimalen Materialstärke gewährleistet die Konstruktion die Lastabtragung über fünf Stockwerke hinweg und trägt sowohl die Treppenanlage als auch die angrenzenden Geschossdecken sowie die darüberliegende Dachstruktur. Die Verwendung von gekrümmten Bauteilen mit nur zwei unterschiedlichen Radien und die Wiederholung identischer Treppenmodule erhöhen zusätzlich die konstruktive Effizienz.
Quelle: Blumer Lehmann, ICD, K&L Architekten