Das Ende der Klospülung?

Ein Artikel von Birgit Gruber | 26.05.2023 - 08:47
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Der finnische Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig. © Ugo Carmeni

Haben Sie sich schon einmal beim Gang auf das stille Örtchen Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen die Toilettenspülung auf unsere Umwelt hat? Das Dry Collective, eine Gruppe von Architekten, Designern und Künstlern unter der Leitung der Projektkuratorin Arja Renell, nutzt die Teilnahme Finnlands an der 18. Internationalen Architekturbiennale in Venedig, um den Tod der Spültoilette („Death to the flushing toilet“), wie wir sie kennen, zu verkünden. Sie haben dafür auch ihre Gründe und gleich eine Alternative parat. Die Ausstellung nutzt den Huussi, eine Komposttoilette, als Ausgangspunkt für Gespräche über den Umgang mit unserem Abfall im Zusammenhang mit der Klimakrise. In den Industrieländern werden 30 % des häuslichen Wasserverbrauchs für die Toilettenspülung verwendet. Die Abwasserbehandlung ist für 3,5 % der weltweiten Treibhausgasemissionen und 1,3 % der CO2-Emissionen verantwortlich – vergleichbar mit der Luftfahrtindustrie, heißt es vonseiten der Kuratoren. Weltweit werden 80 % der Abwässer unbehandelt in die Umwelt entsorgt.

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Eine Anleitung für den Gang aufs „Huussi“. © Ugo Carmeni

Huussi – Imagining the future history of sanitation: The urban challenge

Komposttoilette in BSP-Struktur

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Das Huussi im finnischen Pavillon kann von den Besuchern nicht benutzt werden. © Ugo Carmeni

„Wir können nicht auf einem Planeten leben, auf dem Milliarden von Menschen die rasch schwindenden Süßwasserressourcen nutzen, um ihre Abfälle herunterzuspülen“, meint Arja Renell. „Das ganze System muss sich ändern“, fährt sie fort. Im Inneren des finnischen Brettsperrholz-Pavillons befindet sich der Prototyp des Huussi in Haushaltsgröße und hölzerne Pflanzgefäßen, die mit menschlichem Urindünger gedüngt wurden. Die Huussi-Toilette kann von den Besuchern während der Biennale nicht benutzt werden, wird aber anschließend an VERAS gespendet, eine lokale gemeinnützige Organisation, die einen landwirtschaftlichen Teil und Kleingärten auf der nahe gelegenen venezianischen Insel Vignole besitzt. Begleitet wird das Demonstrationsobjekt von einem fiktiven Dokumentarfilm, der im Jahr 2043 spielt und die „Absurdität“ unserer derzeitigen Einstellung zu Abwasser und Abfall zeigt, sowie von weiteren Videoarbeiten, die über alternative Sanitärlösungen informieren.

Inspiration für WC-Alternativen

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Mit Hilfe von Zeitreisen zeigt die Ausstellung die Absurdität unseres derzeitigen übermäßigen Verbrauchs von Wasser und Düngemitteln auf. Videoarbeiten informieren ausführlich über das Nährstoffrecycling und die urbane Herausforderung alternativer Sanitärlösungen. © Ugo Carmeni

„Wir wollen unsere Idee mit anderen teilen, um einen Dialog anzuregen“, erklärt Renell. „Huussi soll inspirieren und Fachleute dazu einladen, nach alternativen Lösungen zu suchen, die der Welt, in der wir heute leben, besser dienen", sagt sie abschließend.

Quelle: Dry Collective