Unter den rund 200 Gästen aus Politik, Wissenschaft, Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland und Europa befanden sich unter anderen Cem Özdemir, deutscher Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, die (mittlerweile ehemalige) Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Elisabeth Köstinger und der EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius.
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) und die Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) traten als Veranstalter auf und wiesen darauf hin, dass klimaresiliente und nachhaltig bewirtschaftete Wälder die Grundlage für einen erfolgreichen Green Deal und die Einhaltung der Klimaziele sind.
„Wälder sind Klimaanlage der Welt“
Özdemir, der das Symposium eröffnete, verwies auf die Funktion der Wälder als „Klimaanlage der Welt, Refugium für viele bedrohte Arten und Lieferant für unseren wertvollsten nachwachsenden Rohstoff, das Holz“. Die zunehmend in Brüssel koordinierte Umweltpolitik erfordere eine verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit, wobei die Zuständigkeit der EU-Mitgliedstaaten und ihre regional angepassten Waldbewirtschaftungskonzepte zu berücksichtigen seien. Georg Schirmbeck, Präsident des DFWR, begrüßte einerseits die Bestrebungen der deutschen Bundesregierung, die Herausforderungen Klimawandel, Energiekrise und regionale Wertschöpfung durch verstärkten Holzbau anzugehen, wie aber auch auf die Notwendigkeit hin, Waldbesitzenden und Forstleuten, die mit großem Engagement und wissenschaftlichem Knowhow mit Lösungen bereitstehen, in künftigen Gesetzgebungsprozessen eine Stimme zu geben. Schirmbeck verwies zudem auf Untersuchungen des Wissenschaftlichen Beirates für Waldpolitik am Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL), nach denen die Verwertung von Holz die laufende Kohlenstoffspeicherung erhöht, indem Holzprodukte CO2 dauerhaft speichern. Gleichzeitig wird demnach durch eine Waldbewirtschaftung mit nachhaltiger Ernte und Verwertung von Holz Platz für neue Bäume geschaffen.
Waldbewirtschaftung ist essenziell
Die ehemalige Bundesministerin Köstinger hob die multifunktionale Schlüsselrolle des Waldes im Kampf gegen die Klimakrise hervor. Weiters drängte sie darauf, den nachhaltigen Rohstoff Holz als Instrument der Versorgungsunabhängigkeit zu erkennen. „Gerade jetzt sind Rohstoffsicherheit und verlässliche Wertschöpfungsketten in den Fokus gerückt. Das Momentum für die nachhaltige und regional verfügbare Ressource Holz muss nun genutzt werden. Im Rahmen des österreichischen Waldfonds wurde eine eigene Holzinitiative eingerichtet, über die Holz als alternativer und nachhaltiger Baustoff und als nachhaltige Alternative zu fossiler Energie weiter gestärkt werden soll.“ Rudolf Rosenstatter, Obmann des Waldverbandes Österreich, betonte im Namen von FHP: „Entscheidungen, ob national oder europäisch, müssen auf Fachlichkeit basierend ideologiefrei getroffen werden. Es hat sich die Fehlannahme breit gemacht, dass man den Wald einfach sich selbst überlässt, und alles wird gut. Das stimmt nicht. Die Klimakrise erzwingt einen Waldumbau, zu dem es eine aktive Bewirtschaftung braucht. Arbeiten der Waldforschung belegen, dass die Waldbiodiversität bei Bewirtschaftung bewahrt bleibt. Bestrebungen hin zu großflächigen Nutzungsverboten, etwa im Rahmen der Biodiversitätsstrategie, konterkarieren hingegen die EU-Klimaziele sowie die notwendige regionale Rohstoffversorgung. Wer Ja zum New European Bauhaus sagt, muss auch Ja zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sagen.“
Paris-Ziel ohne Holznutzung unerreichbar
Auch Timber Construction Europe (TCE), der europäische Dachverband des Zimmerer- und Holzbaugewerbes, und der Verband holzbau austria waren auf dem Symposium vertreten. Sie wiesen darauf hin, dass durch die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich seit Jahrzehnten sowohl Waldfläche als auch Holzvorrat wachsen konnten. Eine weitere Bewirtschaftung sei unbedingt vonnöten, um die Widerstandsfähigkeit, Schutzwirkung und den Beitrag zur Bioökonomie zu sichern. Die Herausforderungen für den Forst- und Holzsektor – der auch von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen ist – müssen gemeinsam angegangen werden, zudem brauche es aktive Unterstützung. Eine unabhängige Versorgung und eine resiliente Wirtschaft seien von zentraler Bedeutung, mit dem Wald als Rohstofflieferant und Einkommensquelle. Zudem müsse der Umstieg auf erneuerbare Energien und bestmögliche Nutzung regional verfügbarer nachwachsender Ressourcen vorangetrieben werden. Die Dekarbonisierung als Paris-Ziel könne dabei ohne Holznutzung und Substitutionseffekte nicht gelingen
Die im Rahmen des 2020 eingerichteten Waldfonds gegründete Holzinitiative fördert in diesem Sinne innovative Technologien und Maßnahmen für die stoffliche und energetische Verwendung von Holz, um die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen zu verringern. Für Herbst 2022 ist ein internationales Gipfeltreffen zur Holzpolitik geplant, um die Kräfte auch auf europäischer Ebene im Sinne der Holzinitiative zu vereinen.
Quelle: BMLRT, TCE