Die Marktentwicklung bei Laubholz in Mitteleuropa sei seit Jahren negativ: Sowohl die Verwendung von Produkten aus Laubholz als auch die Verarbeitungskapazitäten seien rückläufig, informierte der DeSH. „Laubholz ist eine bislang unzureichend genutzte, regionale Ressource, die große Potenziale bietet. Der DeSH rief die Kampagne ,Laubholz+‘ ins Leben, um gemeinsam mit Politik, Forst, Sägewerken und Weiterverarbeitern an einer Lösung zu arbeiten“, erläuterte Michael Nied, Sprecher für Laubholz im Vorstand des DeSH, bei der Onlinepressekonferenz.
„Seit Jahren wächst der Laubholzanteil im Wald, aber dessen Verwendung nimmt ab. Laubholz ist ein wertvoller Rohstoff, der in Deutschland beziehungsweise Mitteleuropa verarbeitet werden muss“, meint Nied. Gemeinsam mit DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus und Lars Schmidt, DeSH-Hauptgeschäftsführer, begrüßte er Dr. Marcus Knauf, Knauf Consulting, der über die Marktpotenziale von heimischem Laubholz sprach.
„In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Bereitstellung von Laubholz verdoppelt. Die zusätzlichen Mengen gingen in die energetische Verwertung. Die stoffliche Nutzung ist rückläufig, insbesondere jene der höherwertigen Verwendung“, informierte Knauf. Die Bundeswaldinventur 3 bestimmte für 2012 einen Vorrat an Laubholz von rund 1,4 Mrd. m³. Buche (45 %) und Eiche (25 %) dominierten mit einem Anteil von zusammen 70 %. Lediglich die vier Baumarten Esche, Birke, Erle und Ahorn hatten einen Anteil am Vorrat von mehr als 3 %. Laut der Aufkommensberechnung des WEHAM-Basisszenarios können von 2013 bis 2052 jährlich 28,5 Mio. fm Laubholz bereitgestellt werden. Das sind rund 50 % mehr als zwischen 2002 und 2012. „Es steht zukünftig etwa ein Fünftel mehr Buchenholz zur Verfügung. Die Mengen der anderen Laubholzarten verdoppeln sich“, berichtete Knauf.
Potenziale von Laubholz
Laut einer Studie zieht Knauf folgendes Fazit für die Potenziale von Laubholz. Laubholz ist eine – auch regional verfügbare – Ressource, für deren stoffliche Nutzung es in Deutschland zurzeit nur unzureichende Möglichkeiten gibt. Zieht man die Debatte um den Klimaschutz heran, ist eine aktive Waldwirtschaft von Laubholz zwingend darauf angewiesen, Lösungen für eine stoffliche Laubholznutzung zu finden.
Für die stoffliche Laubholznutzung bestehen die mit Abstand größten quantitativen Potenziale in Verwendungen mit preiswerten Holzsortimenten, wie etwa in der Holzwerkstoff-Industrie. „Das Argument, in diesen Anwendungen Holz einzusetzen, wäre – neben der Verfügbarkeit – der im Vergleich zu Nadelholz niedrigere Preis“, erklärte Knauf. In den sonstigen Anwendungen bieten sich Potenziale im Einsatz höherwertiger Holzsortimente. Hier zählte Knauf etwa Fenster und Haustüren, Massivparkett, Terrassendielen oder Massivholzplatten auf, bei denen Laubholz seine optischen Qualitäten ausspielen könne. Es werde aber nicht leicht, die mögliche Menge wirklich am Markt abzusetzen: Laubholzprodukte seien in Regel derzeit deutlich teurer als solche aus Nadelholz.
Potenziale ergeben sich dadurch, dass Laubholz in der Regel Nadelholz ersetzt. Bei den Rahmenhölzern für Fenster und Haustüren und Terrassendielen handelt es sich dabei zum Teil um Tropenholz. Eine Substitution von Nichtholzmaterialien wird insbesondere in einer Anwendung für möglich gehalten: im Fußboden. (Parkett ersetzt textile, keramische oder andere Bodenbeläge.) „Laubholz tritt also in Konkurrenz zu Nadelholz. Da mehr Laubholz zur Verfügung steht, ist das sinnvoll. Aus Sicht des Marketings für Holz allgemein kann diese Positionierung nachteilig sein“, führte Knauf aus.
Wenn die Potenziale von Laubholz diskutiert werden, wird wegen ihrer mengenmäßigen Bedeutung meist auf Buche und zum Teil auch Eiche fokussiert. „Die Analyse hat gezeigt, dass auch andere Baum- und Holzarten, wie Pappel, aktuell Esche und zukünftig eventuell Birke eine Bedeutung erlangen können“, meinte Knauf abschließend.
„Die Laubholzverwendung geht seit den 1970er-Jahren stark zurück. Das Ziel der Kampagne ist es, das Thema Laubholz auf die politische Ebene zu heben. Wir müssen den Inlandsverbrauch stärken“, bekräftigte Schmidt. Unterstützung gibt es auch vonseiten des AGDW und des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM). „Die Betriebe beobachten seit einigen Jahren eine verstärkte Nachfrage nach Massivholzmöbeln. Die Frage ist aber die Verfügbarkeit, auch hinsichtlich gleichbleibender Qualität“, sagte VDM-Geschäftsführer Jan Kurth.
Ein interessantes, in den vergangenen Jahren in den Hintergrund gerücktes Geschäftsfeld beleuchtete Uwe Halupczok, Studiengesellschaft Holzschwellenoberbau: „Ende der 1970er-Jahre wurde eine Million Holzschwellen pro Jahr benötigt, heute sind es wenige 10.000 m³ (100.000 Stück = 10.000 m³). Die Holzschwelle bringt einige Vorteile, kostet aber etwa doppelt so viel wie eine Betonschwelle.“ Bei einem Bahnstreckennetz von rund 33.000 km in Deutschland wäre das Potenzial aber groß.