Im November 2020 wird der Flughafen Berlin TXL seinen Flugbetrieb einstellen und künftig durch sein Pendant Berlin BER (Berlin Brandenburg „Willy Brandt“) an der südlichen Stadtgrenze Berlins im brandenburgischen Schönefeld abgelöst werden. Noch im Vorjahr tummelten sich dort 1,8 Mio. Passagiere – ab 2022 wird das Gelände zum klimaneutralen Stadtviertel und soll das leben der „Stadtaffen“, wie sie der Musiker Peter Fox gerne bezeichnet, deutlich entschleunigen. Denn dann liefern Bäume das Material für Stützen, Wände, Fassaden für an die 6000 Wohnungen für mehr als 10.000 Menschen bieten – mitsamt den dazugehörigen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Sportanlagen, Einkaufsmöglichkeiten und viel Grün. Für die benachbarten Quartiere Cité Pasteur und TXL Nord sind weitere 4000 Wohnungen geplant. „Es wird ein Holzbau-Modellquartier“, kündigte die Linke Senatorin Katrin Lompscher an. Dazu soll ein eigenes Cluster Holzbau mit Büro auf dem ehemaligen Flughafen eingerichtet werden.
„Wohnungsmangel rasch beseitigen“
Bevor der Hochbau im Jahr 2022 startet, gibt es noch einiges zu tun: Altlasten suchen und beseitigen, Straßenbahn-Trasse festlegen, Autobahnzubringer abreißen, Grundstücke vergeben. Gebaut wird Berlins größtes Neubauprojekt in vier Abschnitten (jeweils fünf Jahre). „Wir müssen den Wohnungsmangel rasch beseitigen“, sagt die Senatorin. Das klingt entschiedener als in der Vergangenheit. Nach Schätzungen des Berliner Mietervereins fehlen in der Hauptstadt 100.000 Wohnungen.
Smartes Viertel statt Olympiadorf
Im Rahmen der Planung für die Olympischen Spiele 2024 war an dieser Stelle eigentlich das Olympische Dorf vorgesehen. Nach der Entscheidung gegen Berlin wurde beschlossen, den Weg zu einem neuen Wohnquartier weiterzugehen und das Schumacher-Quartier als eines der großen Wohnungsneubauprojekte des Landes zu entwickeln. Von öffentlicher Stelle wird es sogar als das größte Holzbauquartier weltweit bezeichnet.
„Urban Lab“, Mobilität und Schwammstadt-Prinzip
Darüber hinaus soll das Wohnviertel zu einem „Urban Lab“ werden, „also zu einem Ort, an dem Technologien für die Stadt der Zukunft ihren Weg in unseren Alltag finden. Dazu gehören Ideen, Konzepte und Technologien, die für den verantwortungsbewussten Umgang mit Rohstoffen, Energie und Abfall sorgen“, erklärt Lompscher. „Aktive Mobilität“ – also der Rad- und Fußverkehr – wir außerdem großgeschrieben. Dafür sollen sechs Meter breite Radwege sorgen. Die Nutzung des eigenen Autos wird so für viele überflüssig. An sogenannten „Mobility Hubs“ im Quartier wird es Carsharing-Angebote geben. Neben Elektroautos kommen dann auch neue Mobilitätsformen, wie zum Beispiel selbstfahrende Autos zum Einsatz. Die spezifischen Anforderungen an das Regenwassermanangement will man mit dem Prinzip der Schwammstadt lösen. Zur Sicherstellung dieser nachhaltigen Quartiersentwicklung wird für das Stadtquartier eine Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) angestrebt. Die geplante Fertigstellung wird für 2030 anberaumt.
Quelle: Tegel Projekt GmbH