Holzensemble mit fünf Inseln

Ein Artikel von Birgit Gruber | 03.07.2024 - 13:20
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Der 23. Serpentine-Pavillon wurde am 7. Juni eröffnet. © Mass Studies Photo / Iwan Baan / Courtesy Serpentine

Jedes Jahr locken die Serpentine Galleries in Kensington Gardens im Londoner Stadtteil Westminster mit einem besonderen Sommerprogramm Besucher aus aller Welt an. Im Mittelpunkt steht immer ein temporäres, von Architekten oder Künstlern entworfenes Gebäude, das als Raum für Begegnung und Musikveranstaltungen dient. Der Entwurf für den diesjährigen Pavillon stammt vom koreanischen Architekten Minsuk Cho und seinem Büro Mass Studies. Das ungewöhnliche Gebäude unter dem Namen „Archipelagic Void“ stellt dementsprechend eine „einzigartige Leere“ dar, die durch eine Konstellation kleinerer, anpassungsfähiger Strukturen gekennzeichnet ist. 

Anlehnung an traditionelle, koreanische Häuser

Der Pavillon besteht aus fünf sternförmig angeordneten Inseln, von denen jede in Größe, Höhe und Form einzigartig ist. Die aus Holz errichteten Strukturen werden von identischen Fundamenten getragen, die sich der leicht abfallenden Topografie des Geländes anpassen. Die geschwungenen Kanten der einzelnen Dächer werden durch einen Stahlring verbunden, der in der Mitte einen Oculus bildet, der natürliches Licht anzieht. Ausgehend von der kreisförmigen Leere fungieren diese Inseln als Knotenpunkte, die eine Verbindung zur Galerie Serpentine South und zu den Fußgängerwegen im Park herstellen. Diese Anordnung bezieht sich auch auf traditionelle koreanische Häuser mit einem Madang, einem offenen Innenhof in der Mitte. Dieser Raum ist mit den verschiedenen Wohnvierteln verbunden und bietet Platz für individuelle Alltagsaktivitäten und größere kollektive Rituale im Wechsel der Jahreszeiten.

Auditorium, Bibliothek und Spielturm

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Der Spielturm im Südosten ist eine Pyramidenstruktur mit einem leuchtend orangefarbenen Netz, auf dem die Besucher klettern und interagieren können. © Mass Studies Photo / Iwan Baan / Courtesy Serpentine

Das größte Bauwerk ist das Auditorium. Mit seinen in die Innenwände eingebauten Bänken bietet dieser Raum Platz für öffentliche Versammlungen, Aufführungen und Vorträge. Im Norden befindet sich die Bibliothek der ungelesenen Bücher des Künstlers Heman Chong und der Archivarin Renée Staal. Diese Präsenzbibliothek besteht aus gespendeten ungelesenen Büchern, die einen gemeinsamen Wissenspool bilden und Begriffe wie Zugang, Überfluss und Verteilungspolitik thematisieren. Der Spielturm im Südosten ist eine Pyramidenstruktur mit einem leuchtend orangefarbenen Netz, auf dem die Besucher klettern und interagieren können. In Anspielung auf die Geschichte des Serpentine bezieht Cho das Teehaus östlich des Pavillons mit ein. Das von James Grey West entworfene Gebäude Serpentine South diente ursprünglich als Teehaus, bevor es 1970 als Kunstgalerie wiedereröffnet wurde.

Quelle: Serpentine