Holzkörper als kompakter Wohnraum

Ein Artikel von Birgit Gruber | 04.06.2024 - 08:34
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Das Haus ist gänzlich aus massivem Holz gebaut. © Gustav Willeit

„Das architektonische Konzept der Urhütte geht bekannterweise auf Vitruv zurück und hat als idealisiertes Prinzip des Naturhauses in der Architekturtheorie des 18. Jahrhunderts, insbesondere bei Marc-Antoine Laugier, weitreichende Wirkung gewonnen. Das Bauen und Konstruieren von Hütten und das damit verbundene temporäre und einfache Wohnen hat mich immer schon fasziniert. Dabei ist es vor allem die Ortsspezifität und die Art und Weise, wie eine Person und ihre Umgebung interagieren“, erzählt der bekannte Vorarlberger Architekt Prof. Bernardo Bader. Mit seinem Bregenzer Architekturbüro stellte er auf 1100 m Höhe einen Holzkörper als Urhütte auf,  der das Erleben des Ortes, dir raue Natur, die Aussicht oder die vorbeilaufenden Tiere des Waldes in den Fokus stellt. 

Geringe Flächenversiegelung

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Das Haus steht als Solitär selbstbewusst auf einer geneigten Südterrasse. © Gustav Willeit

Das Ferienhaus ist als Brettsperrholzbau mit KLH-Elementen ausgeführt. An seinem wunderschönen Ort hat ihn Dobler Holzbau aus Röthis errichtet. Um einerseits von den wunderbaren Ausblicken zu profitieren und andererseits den Eingriff auf dem Grundstück zu minimieren, wurde das Haus weit an die obere Parzellengrenze gesetzt. Zudem haben die Architekten versucht, das Volumen des Hauses so kompakt wie möglich zu gestalten. Nur 80 mWohnfläche verfolgen das Konzept eines reduzierten Wohnmoduls mit einer bewusst minimierten Ausstattung. Die Funktionen Wohnen, Schlafen und Kochen sind in einem Raum vereint, nur das Badezimmer ist abgetrennt. Ein Bett mit Blick über die Landschaft, Sofa und Lesesessel am Kamin und die Terrasse laden zum Nichtstun und Entspannen ein.

Einzigartige Siedlungslandschaft

Die Fassade des Gebäudes besteht aus sägerauen Lärchenbrettern, in unterschiedlicher Breiten. „Die bewusst grobe Bretterschalung erzeugt zusammen mit der unregelmäßigen Anordnung der kleinen und großen Fensteröffnungen ein spannungsreiches Fassadenspiel“, freut sich Bader. Nach Süden ist der schlichte Baukörper vollständig verglast und bietet so Aussichten bis zur gegenüberliegenden Bergsilhouette des Walsertals. „Der Erhalt der Kontinuität der einzigartigen Siedlungslandschaft, die den Ort trotz so mancher Irritation eines vermeidlich zeitgenössischen Bauens prägt, steht dabei in gleichem Maße im Vordergrund wie die direkte Verwendung des Baustoffes Holz“, ergänzt der Architekt.

Quelle: bernardo bader architekten