Ressourcenschonend Bauen mit Holz

Ein Artikel von Nora Heinzle, Anja Innauer | 25.06.2024 - 06:29

Die Büroerweiterung von ca. 100 zusätzlichen Arbeitsplätzen sollte im Bestand erfolgen – ohne neuen Boden zu versiegeln. Dieser nachhaltigen Entscheidung, Vorhandenes zu nutzen und umzustrukturieren, sollte der Entwurf Rechnung tragen.

Die Entwurfsidee

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Ein Bild des alten Bestands. © NONA Architektur

Die zuletzt als Lagerhalle genutzte Bausubstanz wird weitergedacht und -gebaut. Inspiriert durch die angrenzenden Logistikhochregale, wird die Bestandshalle um einen eingestellten Holzbaukörper ergänzt. Der offene, zweigeschoßige Baukörper zoniert den Bestand und bietet Raum für differenzierte Arbeitsabläufe. Es entstehen unterschiedliche Bürogrößen, Besprechungs- und Nebenräume sowie großzügige Gemeinschafts- und Pausenflächen. Die naturbelassene, kompakte Holzkonstruktion fungiert als Filter zu den umliegenden Flächen und schafft durch ihre ehrliche Materialität ein behagliches Arbeitsklima. Der Einsatz von hochwertigen, regionalen Materialien schont Natur und Umwelt und leistet einen positiven Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit.

Die Konstruktion

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© NONA Architektur

Die umlaufende Holzbaukonstruktion wird in einem BSH-Stützenraster im Achsabstand von 150 cm gesetzt. Die umlaufende Konstruktion ist 40 cm tief. Ihr liegt die „Hochregallager“-Idee zugrunde und soll einerseits als räumliche Trennung funktionieren, andererseits das Herz der Firma Haberkorn, die Logistik, verkörpern.

Nach einem sich wiederholenden Muster werden die Flächen zwischen den Stützen horizontal gegliedert. So entstehen je nach Bedarf geschlossene Holzpaneele, offene Felder sowie Felder, die mit Verglasung ausgestattet sind. Dadurch kann auf die verschiedenen Anforderungen mit Einsichtigkeit, Durchlässigkeit und Rückzug reagiert werden. Durchgänge sowie Stiegenaufgänge finden in diesem Raster ebenso ihren Platz. Dieses Prinzip wird umlaufend verfolgt und bildet einen autonomen Holzbaukörper im Zentrum der Halle. Die internen Trennwände des Holzskelettbaus mit Massivholzdecken lassen sich flexibel adaptieren. Dadurch kann auf zukünftige Veränderungen reagiert werden. Dies ist in Hinblick auf die fortschreitende Weiterentwicklung unserer Arbeitswelten ein wichtiger Planungsfaktor.

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© NONA Architektur

Der Hauptzugang erfolgt über die bestehende Verwaltung im Norden. Über eine erweiterte Galerie wird ein Blick in die bestehende Logistikhalle gewährt und ermöglicht den Zutritt zu den neuen Arbeitswelten. Eine großzügige Ankommensfläche dient als vorgelagerte Verteiler- und Orientierungszone. Der Open-Space Bereich bietet Platz für ca. 50 Arbeitsplätze. Er bedient sich der gesamten Höhe der Halle und besitzt keinerlei Trennwände. Zonen werden durch Möblierung, Pflanzen und Office Cubes geschaffen. Gegenüberliegend im Westen situiert sich eine weitere, eingeschoßige Gemeinschaftszone. Diese attraktive Fläche mit Blick in das Naturschutzgebiet Ried wurde bewusst der Allgemeinheit zugesprochen und bietet einen qualitativ sehr hochwertigen Aufenthaltsbereich mit Teeküche und Sitzmöglichkeiten für alle Nutzer. Diese vor allem auf der Ebene der sozialen Nachhaltigkeit bewusste Entscheidung für das Gemeinwohl sehen wir als einen sehr wichtigen Beitrag für ein gut funktionierendes Konzept. Im nicht natürlich belichteten Bereich, angrenzend an die bestehende Logistik, sitzt das sogenannte Rückgrat. Eine Versorgungszone mit sämtlichen Nebenräumen, wie Lager, Sanitärbereichen, Erschließung und Rückzugsbüros. Sie ist zweigeschoßig und wird punktuell mittels Oberlichten natürlich belichtet. 

Durch das Implementieren eines Holzbaukörpers in eine bestehende Halle konnte diese in unterschiedliche Bereiche mit verschiedenen Qualitäten zoniert, mehr Fläche generiert und eine auch für die Zukunft flexible neue Arbeitswelt gestaltet werden. 

Projektdaten

Bauherr: Haberkorn
Planung: NONA Architektinnen
Tragwerksplanung: IFS
Holzbau: Fussenegger Holzbau
Bauleitung und Generalplaner: Bischof & Zündel