54. Bildungswoche in Alpbach

Ein Artikel von Raphael Zeman | 17.02.2025 - 12:43

Das umfangreiche, bunte Programm der 54. Bildungswoche Alpbach wurde am Montag, 13. Januar, mit einem Vortrag zur Zeitenwende in der Politik von Dr. Reinhold Mitterlehner eröffnet, anschließend gab Meteorologe Andreas Jäger einen Einblick, wie die Klimakrise lösbar sei. Den Auftakt rundete der Begrüßungsabend inklusive Bierverkostung von Flötzinger Bräu aus Rosenheim ab.

Dienstagmorgen starteten dann die Fachvorträge, vor der Mittagspause wurden allerdings noch die beiden Ehrenmitglieder im österreichischen Holzbauverband gekürt: Dr. Matthias Ammann und Reinhold Steinmaurer. „Die zwanzigjährige Geschichte von holzbau austria nahm in Alpbach ihren Anfang und ich bin stolz, heute die Ernennung der ersten Ehrenmitglieder einleiten zu dürfen“, so Martin Stöckl, Chef des Organisationskomitees. Überreicht wurden die Urkunden daraufhin von Engelbert Schrempf, Geschäftsführer holzbau austria, welcher sich zuvor von allen Landesinnungsmeistern den einstimmigen Beschluss einholte. Auch Richard Rothböck dankte den beiden für ihren Verdienst am österreichischen Holzbau: „Ich stand 14 Jahre lang als Bundesinnungsmeister und Obmann holzbau austria mit den beiden in enger Verbindung. Bei der Entstehung des Holzbau-Meisters spielten sie eine große Rolle und haben viel gekämpft.“

Es folgten zwei Tage mit spannenden Fachvorträgen und Berichten über Holzbauprojekte bzw. von Holzbau-Unternehmern. Am Mittwochabend wurde dann der traditionelle Hüttenabend samt Karaokewettbewerb begangen. Bei schmackhafter Verpflegung und teils grandiosen Gesangs- und Showeinlagen genoss die Branche einen geselligen Abend, bevor am Donnerstag die fachfremden Vorträge folgten.

Von faszinierend bis humorvoll wurde hier alles geboten, darunter auch spannende Einblicke in das Leben von Innovationscoach Christoph Krause, der über künstliche Intelligenz sprach, und Extrembergsteiger Dani Arnold. Nach der heiligen Messe fand guter Letzt die ebenfalls traditionsgewordene Weinverkostung statt, ausgerichtet von der Landesinnung Burgenland in Person von Josef Sachs.

Den krönenden Abschluss bildete wie immer die Holzbau-Meister-Ski-WM am Freitag, die nach dieser anstrengenden, informativen Woche noch mit 40 Teilnehmern aufwarten konnte. Der Titel bei den Herren ging dabei an den jungen Zillertaler Zimmerer Christoph Eberharter. Bei den Damen siegte Emma Hafele. Die Gruppenwertungen sicherten sich Holzbau Lederer und Holzbau Höck.

Live-Beratungsgespräch von proHolz

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© Raphael Zeman

Die proHolz-Fachberater Bernd Höfferl und Kristina Maierhofer stellten live auf der Bühne – und das durchaus unterhaltsam – ein Bauberatungsgespräch für Planer, Bauherren und Behörden nach. Sie lieferten dabei auch gleich hilfreiche Argumente, mit denen jeder Holzbaufan seinem Gegenüber auf die Sprünge hin zum richtigen Baustoff helfen kann: „Die größten Hebel sind ein fairer Vergleich und der effiziente Holzeinsatz in der Konstruktion“ fiel hier ebenso wie der Hinweis, dass bei der Holzbauweise meist „automatisch“ eine höhere Ausstattungsqualität angenommen oder vorgeschrieben wird – was wiederum dem obengenannten fairen Vergleich abkömmlich ist.

Globale Perspektive auf den Wald

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Dr. Peter Mayer vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft behandelte in seinem Vortrag das Thema Wald in globaler Perspektive und verwies dabei darauf, dass das große Problem in der Entwaldung in den Tropen liege. Dies sei die einzige Region, wo mehr Holz entnommen als nachgeforstet wird. In Österreich wiederum seien wir mit einer Bewaldung von rund 48 % auf einem Plateau angekommen beziehungsweise sah man im Mittel der letzten sechs Jahre das erste Mal einen Rückgang.

Tragwerksplanung ist mehr als Statik

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Im Vortrag von Conrad Brinkmeier, geschäftsführender Gesellschafter der tragwerkspartner zt gmbh, spielte die Kreislaufwirtschaft eine große Rolle. So sei das Gebot der Stunde, Gebäude mit möglichst langer Nutzungsdauer zu bauen. Dies bedeute auch, potenzielle Nutzungsänderungen bereits in der Entwurf- beziehungsweise Planungsphase mitzudenken. Die Tragwerksplanung habe ebenso einen großen Einfluss auf die Langlebigkeit und den Erhalt unserer Gebäude. An dieser Stelle zeigte Brinkmeier auch auf, dass die Statik lediglich ein Teilgebiet der Tragwerksplanung ist. Denn Tragwerksplanung ist „zweimal so teuer, dreimal so viel Arbeit und viermal so viel wert“ wie die reine Statik. Im Zuge dessen forderte er auch, bereits in der Entwurfsphase mit der Tragwerksplanung zu beginnen. Dies sei nämlich laut Werkvertragsnorm eine bereits vom Auftraggeber zu erbringende Voraussetzung und sollte daher nicht vom Zimmerer gemacht werden (müssen) – denn die Tragwerksplanung ist keine Nebenleistung der Ausführung.

Gemeinsam planen und bauen

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„Die Holzbranche hat mit ihrem Produkt beziehungsweise Material eine große Chance angesichts derzeitiger Krisen“, verwies Projektentwicklerin und Baumeisterin Caroline Palfy am Beginn ihrer Präsentation. In ihren Augen kann nachhaltiges Planen und Bauen nur gemeinsam geschehen, weswegen sie für eine Veränderung im Mindset bei Projektabläufen plädiert. Dafür nennt sie zwei Vertragsmodelle: Beim „Early Contractor Involvement“ wird die ausführende Baufirma bereits frühzeitig hinzugezogen, was beispielsweise zu mehr Effizienz, weniger Kosten und einem früheren Baubeginn führe. Beim Allianzvertrag sind Auftraggeber und alle Auftragnehmer gleichgestellt. So gebe es auch mehr Entscheidungskompetenzen für Projektleiter. Das Teilen von Risiken, Kosten aber auch Profit führe zu einem sinnvolleren und effizienteren Zusammenarbeiten. Hinsichtlich der Preisfrage verweist auch sie darauf, dass die Materialkosten – wenn überhaupt – marginal höher seien, aber beim Holzbau höhere Qualitäten ausgeschrieben werden als bei herkömmlichen mineralischen Massivbauten.

Erfolgsgeschichten Holzbau Österreich

Engelbert Schrempf, Geschäftsführer holzbau austria, eröffnete diesen Vortragsteil mit den Worten: „Wir laden Topspeaker ein – aber die wahren Helden in Alpbach sind die Holzbau-Meister.“ Diesem Motto folgend war es daraufhin an Michaela und Georg Hubmann (Holzbau Hubmann, oben bzw. mittig im Bild) sowie Walter Meiberger (Meiberger Holzbau, unten im Bild), die Erfolgsgeschichten ihrer Holzbauunternehmen vorzustellen. Neben spannenden Projekten und Einblicken in die Betriebsgeschichten und -philosophien teilten sie teils humorvolle, teils berührende Anekdoten mit dem Publikum.

Vertrauen gewinnen – sanfte Strategien

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Der ehemalige Geheimagent Leo Martin eröffnete die fachfremden Vorträge. Er zeigte dem Publikum auf äußerst humorvolle und unterhaltsame Weise, welchen unbewussten Mustern wir täglich unterliegen und wie man die Gedanken seines Gegenübers beispielsweise aufgrund der körperlichen Reaktionen „lesen“ kann. Als wichtigen Tipp gab er den Anwesenden mit, dass Vertrauen ein Ergebnis von Sicherheit und Anerkennung ist: „Wenn du Vertrauen aufbauen willst, ist Klarheit wichtiger als Harmonie – du musst Position beziehen und Identität zeigen.“

„Miteinander können ist das Wichtigste.“

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© Martin Vandory

Ali Mahlodji war vor zehn Jahren zum ersten Mal in Alpbach und froh, wieder hier zu sein, denn der Ort stehe für Kommunikation, Austausch und Bildung. Ganz in diesem Sinne erzählte der gelernte Maler und Zimmerer, wie man mit anderen Generationen umgehen könne. Dazu müsse man nämlich zuerst seine eigenen Blockaden kennenlernen. Da wir in einem „Zeitalter der Selbstverantwortung“ leben, solle man Mentor sein und seine Mitarbeiter zur Eigenverantwortung ermächtigen. Laut ihm müssen sich Menschen einschwingen können – weshalb auch das Abendprogramm der Bildungswoche so wichtig sei. „Ich habe gehört, ihr könnt sehr gut miteinander – auch feiern – und das ist das Wichtigste“, sagte er anfangs und fügte später noch an: „Hier stehst du bei Menschen, die einfach Mensch sind.“