IHF_Gross.jpg

Volles Haus in Innsbruck: Beinahe 3000 Besucher kamen Anfang Dezember zum IHF in die Tiroler Landeshauptstadt © Günther Jauk

Gipfeltreffen in Innsbruck

Ein Artikel von Günther Jauk | 16.12.2024 - 10:11

Holzbauer, Planer, Architekten, Forscher, Ausrüster und Investoren diskutierten drei Tage lang die großen Themen und die ebenso wichtigen Detaillösungen des Holzbaus. Reichlich Gesprächsstoff lieferten dafür die zahlreichen hochkarätigen Fachvorträge und Impulsreferate. Kreislaufwirtschaft, Baukonjunktur, Architektur, Fertigbau, Holzhausbau, Politik und Ausbildung, Verbindungstechnik, Holztragwerke, Holzbauentwicklung und Holzkonstruktionen waren dabei nur ein Teil der Schwerpunkte des ebenso vielseitigen wie umfangreichen Tagungsprogrammes.

Gleich am Morgen des ersten Tages gab Martin Langen von B+L Marktdaten einen vorsichtig optimistischen Ausblick auf die Baukonjunktur in der DACH-Region bis 2026. „Wir haben kein grundsätzliches Bedarfsproblem“, konstatierte der Wirtschaftswissenschaftler und fügte hinzu, dass es bereits wieder positive Signale für die schwache Bauwirtschaft gebe. Als Beispiele nannte er die sich stabilisierenden Immobilienpreise, die sinkenden Zinsen und die in Deutschland zuletzt um ein Drittel gestiegene Darlehensnachfrage im 3. Quartal. Während Langen dem Holzbau in puncto technischer Lösungen ein gutes Zeugnis ausstellte, ortete er in Sachen Aufklärungsarbeit gegenüber potenziellen Geldgebern noch großes Entwicklungspotenzial. Man müsse den Investoren noch sehr viel erklären – es sei noch lange nicht alles erzählt und die Herausforderung sei es, die Nachfrageseite zu knacken.

Dass es für den Holzbau noch sehr viel Luft nach oben gibt, verdeutlichten auch die von Dr. Jörg Koppelhuber von Koppelhuber² und Partner gezeigten Zahlen zum Holzbauanteil im mehrgeschossigen Wohnbau in Österreich. Zwischen 2008 und 2019 wurden in Österreich 390 Holzbauvorhaben mit 8400 Wohneinheiten und einer Bruttogeschossfläche von 807.000 m² realisiert. Damit lag der Holzbauanteil in dieser Periode bei lediglich 3 %, allerdings mit steigender Tendenz.

Projekte der Superlative

Besonders groß war der Andrang im Vortragsblock „Holztragwerke – Projekte mit Ausstrahlung“, der gleich mit mehreren Superlativen aufwarten konnte. Roberto Modena von Rubner Holzbau zeigte mit dem Fischmarkt in Sydney das künftig größte Holzdach der südlichen Hemisphäre. Es überspannt eine 20.000 m2 große Dachfläche mit bis zu 32,8 m langen BSH-Elementen. Ebenso beeindruckend war die von Patrick Weber von Schlosser Holzbau gezeigte Sporthalle Monheim mit dem größten Dachtragwerk einer Sporthalle in Europa.

Noch einen drauf setzten dann Valéry Calvi, Bureau d‘études Calvi und Gaëtan Genès, Etude Charpente et Structure Bois, die vom Wiederaufbau des Dachstuhls der 2019 abgebrannten Pariser Kathedrale Notre Dame berichteten. In einem Kraftakt wurde der Sakralbau in weniger als fünf Jahren wieder errichtet, wobei rund 2500 Eichenstämme verbaut wurden. Den Abschluss der hochkarätigen Vortragsreihe bildete der nordamerikanische Stararchitekt Michael Green von Michael Green Architecture.

Würdige Preisträger

Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Ehrung zweier verdienter Persönlichkeiten, die sich für das Holz im Bauwesen eingesetzt haben. Als Vertreter der Wirtschaft wurde heuer der Unternehmer,
Diplomingenieur und Zimmermeister Walter Bauer geehrt. Der Tausendsassa führt seit 1978 den Familienbetrieb Bauer Holzbau in der vierten Generation und bringt seine Expertise und Leidenschaft für den Holzbau seit Jahrzehnten in diversen Gremien, Ausschüssen und Instituten ein.

Vonseiten der Forschung würdigte man Univ.-Prof. Dr. Hans Joachim Blaß für seine Verdienste. Blaß nahm 1995 den Ruf auf den Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktionen der Universität Karlsruhe an, den er bis zu seiner Emeritierung 2021 leitete. Durch seine Forschung zu Verbindungen, insbesondere im Rahmen der Entwicklung der Vollgewindeschraube, erlangte er internationale Anerkennung und erhielt dafür 2010 den Marcus-Wallenberg-Preis.