Nachdem Sylvia Polleres, Bereichsleiterin Holzhausbau der Holzforschung Austria (HFA), und Siegfried Fritz, Bundesinnungsmeister der Zimmerer, die Veranstaltung eingeleitet hatten, eröffnete Johannes Kaufmann (Johannes Kaufmann und Partner GmbH) den Vortragsreigen. Er verwies darauf, dass saubere Raster, klare Lastableitungssysteme, konsequente Haustechnik sowie einfache und wiederkehrende Details die notwendigen Tugenden seien, um Schäden zu vermeiden und günstigere Baupreise zu erzielen. Diese Tugenden veranschaulichte er an einigen ausgewählten Holzbauprojekte. Darauf folgte Dr. Matthias Amman (holzbau austria), der sich gleichermaßen humorvoll und kritisch mit dem Thema Einfamilienhaus auseinandersetzte. Ob es nun geliebt, verteufelt oder verkannt wird, liege im Auge des Betrachters. Jedenfalls aber werden Einfamilienhäuser aus seiner Sicht weiterhin bestehen – man müsse sie aber klug, maßstäblich und ökologisch bauen und betreiben. Zudem verwies er auf 40.000 ha an Leerständen in Österreich und präsentierte seine acht Hebel gegen Bodenverbrauch und -versiegelung. In dieselbe Kerbe schlug auch Caroline Rodlauer (ROSA Architektur ZT GmbH). Die Architektin, Ziviltechnikerin und Bau- und Sachverständige befasste sich unter dem Titel „Umbau:Kultur“ mit Bodenverbrauch, Leerstand und Brachflächenrecycling, kritisierte die Hürden beim Bauen im Bestand und verwies auf das riesige Potenzial durch Leerstandsanierung. Für allgemeine Erheiterung sorgten auch die von ihr gezeigten Praxisbeispiele, wie man – zumindest aus rein ästhetischer Sicht – besser nicht um- oder zubauen sollte.
Fassaden, Prozesse und mentale Stärke
Im zweiten Block zum Thema Fassade erläuterte Dr. Bernd Nusser (HFA) die Ergebnisse des Projekts „Coole Hülle“. Im Zuge dessen gab er zahlreiche Tipps, wie sich unterschiedliche Konstruktionsweisen aber beispielsweise auch die Farbe von Holzfassaden auf Wärme- und Schallschutz auswirken. Die Forschungsergebnisse stehen im Merkblatt „Neue Erkenntnisse zu Holzfassaden“ unter holzforschung.at zum Download bereit. Auf Nusser folgte FH-Prof. Manfred Stieglmeier (FH Salzburg) mit seinem Vortrag „Grüne Komponenten in grüner Konstruktion“, in dem er auf die konstruktive und bauphysikalische Integration von PV-Anlagen und Begrünungen in Holzfassaden einging.
Im anschließenden Block „Prozesse“ zeigte Architekt und Tenure-Track-Prof. Moritz Dörstelmann (Karlsruher Institut für Technologie – KIT / FibR GmbH) faszinierende Möglichkeiten der Kombination von traditionellen Werkstoffen und moderner Technologie. So stellte er beispielsweise Weiden-Lehm-Verbundbauteile, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz robotisch gefertigt werden, oder Restholz-Lehm-Verbunddecken vor. Ihm folgte Alfred Tanczos, Richter am Oberlandesgericht Graz, mit einem besonders humorvollen und unterhaltsamen Vortrag unter dem Titel „Kein Pfusch im Bauprozess – Verbesserung der Zusammenarbeit von Sachverständigen, Richtern und Rechtsanwälten“ nach. Der Extremsportler und Mentalcoach Wolfgang Fasching steuerte den traditionellen fachfremden Vortrag und somit den Abschluss des ersten Seminartages bei. Unter dem Motto „Erfolgreich Denken und Handeln“ zeigte er auf, welche Auswirkungen positives Denken auf unser Leben hat, wie wir uns immer wieder motivieren und zu Höchstleistungen antreiben können und stellte die Frage: „Liebst du das, was du tust und tust du das, was du liebst?“
Wirtschaftliche, rechtliche, bauliche und Forschungsentwicklungen
Zu Beginn des zweiten Tages und des Blocks „Entwicklungen“ präsentierte der Marktforscher Martin Langen (B+L Marktdaten GmbH) aktuelle Neubau- und Sanierungsentwicklungen sowie Bauprognosen und die daraus resultierenden potenziellen Auswirkungen auf die Holzbaubranche. Er warnte vor einer Überkapazität im Wohnbau, verwies aber zugleich darauf, dass der Bestandsimmobilienkauf und Mietwohnbau sowie der Eigentumswohnungsmarkt und Einfamilienhaus-Neubau wieder in die Gänge kommen würden. Außerdem riet er der Holzbaubranche – wenn sie im Mehrfamilienhausbau stärker werden will – mehr in die Richtung Hybridbau zu gehen. Einen spannenden Einblick in realisierte Projekte mit Fokus auf Rückbau und Kreislauffähigkeit bot die nächste Vortragende, Juliane Deubel (knippershelbig GmbH). Sie zeigte anhand von Praxisbeispielen, wie man den Rückbau bereits zu Beginn mitplanen und mit gebrauchten Bauteilen planen und bauen kann. Im Anschluss erklärte Reinhold Steinmaurer (holzbau austria) den Entstehungsprozess von Planungs- und Ausführungsnormen und gab einen Überblick zum derzeitigen Stand der in Arbeit befindlichen Ausführungsnormen zu Holzfassaden sowie Holz im Freien.
Der finale Block „Neues aus der Forschung“ wurde von einem Triumvirat der HFA abgehalten. Dr. Christian Lux informierte über schallschutztechnische Untersuchungen von Holz-Beton-Verbbunddecken in verschiedenen Ausführungsvarianten, Philipp Trimmel präsentierte die Ergebnisse von brandschutztechnischen Untersuchungen an Holz-Beton-Verbunddecken und Holz-Lehmwänden. Die Ergebnisse der Projekte können im Bauteilkatalog dataholz.eu nachgelesen werden. Den letzten Vortrag steuerte Claudia Koch bei, die ein Onlinetool als Planungshilfe für Holzbeläge im Außenbereich vorstellte, das demnächst ebenfalls über dataholz.eu abrufbar sein wird. Abschließend verabschiedete Sylvia Polleres die Besucher und vergaß dabei nicht, bereits zu den nächsten Holz_Haus_Tagen am 16. und 17. Oktober 2025 nach Bad Ischl zu laden.