„Die Bauindustrie ist für rund 60 % des weltweiten Ressourcenverbrauchs sowie für fast die Hälfte des weltweiten Abfallaufkommens und der weltweiten Emissionen von klimaschädlichen Gasen verantwortlich“, sagt Christian Keuschnig vom Institut für Architekturtechnologie der TU Graz. „Daher waren für uns im Projekt MOHOHO die zirkulären R-Strategien, wie zum Beispiel Refurbishment, Repair oder Reuse sehr wichtig, um ein Gebäudesystem zu entwickeln, das eine CO2-reduzierte Alternative zu herkömmlichen Bauweisen im Hochhausbau bietet und möglichst lange für unterschiedliche Zwecke genutzt werden kann.“
Daher haben die Forscher gemeinsam mit Kaufmann Bausysteme und KS Ingenieure das System für ein modulares Holzhochhaus entwickelt, bei dem durch seine flexible Adaptierbarkeit die Nutzungs- und Lebensdauer verlängert werden sollen. Gelungen ist dies durch die Kombination von Modul- und Skelettbau. Dieses System ist zum Patent angemeldet. Gefördert hat das Projekt die Forschungsförderungsgesellschaft FFG.
Reparaturfähige Tragstruktur
Das neue Konzept verbindet den hohen Vorfertigungsgrad des Holzmodulbaus mit der Flexibilität und der Ressourceneffizienz des Skelettbaus. Der Fokus der Forschungsteams lag zum Einen in der Entwicklung und Untersuchung eines kreislaufwirtschaftsfähigen und ressourcenoptimierten Skelettmoduls mit demontierbaren Zwischenwänden für mögliche Umnützungen. Zum Anderen wurde ein Verbindungsknoten entwickelt und untersucht, der ein nachträgliches Auswechseln ganzer Module oder Modulelemente unabhängig von der Tragstruktur ermöglicht. Mit dem Vorteil, dass das Versagen einzelner Module nicht zu einem Kollaps vom gesamten Gebäude führt. Dies soll den städtischen Holzbau widerstands- und entwicklungsfähiger gegenüber äußeren oder inneren Einflüssen machen.
„Mit MOHOHO haben wir die Vorteile des Holzmodulbaus, wie den hohen Vorfertigungsgrad und die kurze Bauzeit, mit den Vorteilen des Skelettbaus kombiniert“, sagt Keuschnig. „Die Vorfertigung der Module in einer Produktionshalle unter kontrollierten Bedingungen ermöglicht eine höhere Qualität und Nachvollziehbarkeit der Fügungen im Vergleich zur Baustellenmontage und sorgt für verkürzte Bauzeit sowie reduzierte Lärm- und Schmutzbelastung. Die Reparaturfähigkeit und Flexibilität des Bausystems soll die Lebens- und Nutzungsdauer des Gebäudes signifikant verlängern. Im Rückbau können die Module entweder direkt wiederverwendet oder sortenrein getrennt werden. Wir haben bereits ein Folgeprojekt in Planung, bei dem wir all diese Dinge in der Praxis genau testen und prüfen möchten.“ Bei der Gebäudehöhe sind bis zu 24 Stockwerke möglich.
Quelle: TU Graz