Fassaden aus Holz

Ein Artikel von Reinhold Steinmaurer | 19.03.2025 - 09:51
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Reinhold Steinmaurer, holzbau austria © holzbau austria

Unabhängig davon, ob die Holzfassade als Markenzeichen der traditionellen Architektur oder als sichtbares Zeichen moderner Architektur eingesetzt wird. Wie bei allen Baustoffen, die frei bewittert sind, müssen einige Regeln beachtet werden.

Holzauswahl

Es gibt eine Vielzahl von Holzarten, die sich für Holzfassaden eignen. Grundsätzlich sind das alle heimischen Nadelhölzer wie Fichte, Tanne, Lärche, Kiefer und Douglasie. Ebenso eignen sich dauerhafte Laubholzarten wie Eiche, Robinie und Edelkastanie.

Für viele Hölzer ist die natürliche Dauerhaftigkeit der europäischen Norm EN 350 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten zu entnehmen. Die Hölzer werden dort in fünf Dauerhaftigkeitsklassen von 1 (sehr dauerhaft) bis 5 (nicht dauerhaft) eingeteilt. Das Kernholz der Nadelhölzer Lärche, Kiefer und Douglasie und der Laubhölzer Eiche, Robinie und Edelkastanie ist aufgrund der Kerninhaltsstoffe besonders gut geeignet für den Einsatz im Außenbereich. Diese Hölzer werden häufig ohne Oberflächenbeschichtung eingesetzt. Bei Eiche, Robinie und Edelkastanie, geringer auch bei Lärche, kann es zu Auswaschungen von Kerninhaltsstoffen und Verfärbungen auf darunter liegenden Bauteilen und zu verstärkter Korrosion bei Metallen kommen. Auch thermisch modifizierte Hölzer werden aufgrund der geringeren bzw. verlangsamten Fähigkeit der Wasseraufnahme und großen Dimensionsstabilität vermehrt verwendet. Thermohölzer vergrauen wie unbehandeltes Holz und es muss zur Erhaltung des Originalfarbtons eine geeignete Oberflächenbehandlung erfolgen.

Schutz des Holzes

Bei einer der Bewitterung ausgesetzten Fassade liegt Gebrauchsklasse 3 vor. Es sind generell immer die Grundsätze des konstruktiven Holzschutzes gemäß ÖNORM B 3802-2 Holzschutz im Bauwesen Teil 2: Baulicher Schutz des Holzes zu beachten. Um das Holz im Freien dauerhaft zu schützen, kann es mit einer Oberflächenbehandlung versehen werden (siehe ÖNORM B 3802-3 Holzschutz im Bauwesen Teil 3: Chemischer Schutz des Holzes und insbesondere ÖNORM B 3802-1 Holzschutz im Bauwesen Teil 1: Allgemeines, Anhang C). Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Behandlung regelmäßig gewartet werden muss, um die Schutzfunktion aufrechtzuerhalten (siehe dazu www.meta-wissen-holzbau.at/nutzungsanleitung). Unbehandelte Holzoberflächen verwittern langsam und es entsteht eine natürliche, meist graue Schutzschicht. Das ist ein Prozess, bei dem Lignin (Holzinhaltsstoff) abgebaut und gleichzeitig wasserlösliche Inhaltsstoffe ausgewaschen werden. Die entstehenden Verfärbungen verlaufen entsprechend der unterschiedlichen Witterungsbedingungen, abhängig von Höhenlage, Klima und Ausrichtung der Fassade, ungleichmäßig und es entstehen verschiedene, natürliche Farbnuancen (braun, grau bis schwarz). Für behandelte Hölzer gilt, dass Pflegeintervalle gemäß Pflege- und Wartungsanweisungen des Farblieferanten unter Berücksichtigung der lokalen Witterungsverhältnisse einzuhalten sind. Abwitterungen wie Lackrisse, Abblätterungen, Bläuebefall, Feuchteunterwanderungen, Vergrauungen oder mechanische Verletzungen machen eine Erneuerung des Anstrichs unumgänglich.

Neue Erkenntnisse zu Holzfassaden

Das abgeschlossene zweijährige FFG-Forschungsprojekt „Coole Hülle – hinterlüftete Holzfassaden im Spannungsfeld zwischen Klimawandel und Technik" zeigt einige interessante Erkenntnisse zum Thema Holzfassaden. Das wesentliche Ziel des Projekts war es, optimierte Holzfassaden für folgende Themen zu untersuchen:

  • Reduktion des Einflusses des Klimawandels auf das Raumklima im Sommer
  • Verbesserung des Schallschutzes 
  • Verbesserung der Feuchteresistenz von Holzfassaden

Maßnahmen zur Verbesserung der Feuchteresistenz

  • Bei offener Fassade keine Fassadenbahn direkt hinter der Fassadenschalung
  • Keine Nageldichtung hinter der Lattung erforderlich
  • Wasserableitung in und aus der Fassade beachten
  • Längsstöße bei Fassadenbrettern exakt planen und ausführen
  • Unbeschichtete verzinkte Bleche oder Zinkbleche bei Holzfassaden vermeiden

Maßnahmen zur Verbesserung des Schallschutzes

  • Geschlossene hinterlüftete Fassaden sind meist günstiger hinsichtlich Schallschutz
  • Bei Kreuzlattung die Traglattung nicht durchschrauben
  • Lattung mit Vollgewindeschrauben am tragenden Wandbildner befestigen

Reduktion der sommerlichen Überwärmung in Innenräumen

  • Geschlossene Fassaden mit einer Hinterlüftung, nicht mit einer Belüftung oder stehenden Luftschicht ausführen
  • Hinterlüftungsspalt von mindestens 3 cm an der engsten Stelle einplanen
  • Zu- und Abluftöffnungen mit einem freien Querschnitt von mind. 150 cm²/lfm sicherstellen
  • Helle Beschichtungen erwärmen die Fassaden weniger
  • Unbehandeltes vergrautes Holz erwärmt sich ähnlich stark wie eine dunkel beschichtete Oberfläche
  • Fassadenbahn soll selbst bei offenen Fassaden stets beschattet werden

Die wesentlichen Aussagen des zweijährigen Projektes zur vorstehenden Kurzdarstellung stehen in Form einer kompakten Darstellung auf zwei Seiten zusammengefasst mit dem Titel „Neue Erkenntnisse zu Holzfassaden“ als Download auf der Homepage holzforschung.at zur Verfügung.

Eine detailliertere Aufarbeitung in Form des Merkblattes: Neue Erkenntnisse zu Holzfassaden – Hintergründe kann ebenfalls auf der Website der Holzforschung unter Wissenstransfer/Publikationen als Download heruntergeladen werden. Diese neuen Empfehlungen ergänzen die bisherigen Konstruktionsempfehlungen, die auf der Grundlage umfangreicher Untersuchungen in früheren Forschungsprojekten nach den Grundsätzen des konstruktiven Holzschutzes erarbeitet und veröffentlicht wurden. Als eine nach wie vor verlässliche Quelle wird auf das Fachbuch Fassaden aus Holz (Autoren: Schober, Koch) herausgegeben von proHolz Austria, Wien.