Versandhauserbe Otto baut auf Holz

Ein Artikel von Birgit Gruber | 03.12.2019 - 10:16
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Das Dach enthält eine Photovoltaik-Anlage sowie zahlreiche Naturstrukturen. © LAVA

Ganz in der Nähe des Otto-Firmengeländes in Bramfeld soll der Life Campus in den nächsten vier Jahren entstehen. Für die Bauherren, Benjamin und Janina Lin Otto, gehe es bei dem Mammutprojekt vor allem darum, das Lernen noch einmal neu zu erfinden. So sollen in dem futuristischen Gebäude nicht nur eine Kindertagesstätte, eine Schule und eine Hochschule aufeinandertreffen. Auch jungen Start-ups sowie  Weiterbildungs- und Gesundheitsangeboten will man auf insgesamt 20.000 m2 ausreichend Fläche bieten. Erste Entwürfe des Laboratory for Visionary Architecture (kurz: LAVA) zeigen das Leuchtturmprojekt in Form einer liegenden Acht, bei dem Nachhaltigkeit  großgeschrieben wird.  

Tragwerk aus Massivholz

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Das verzweigte Holztragwerk bildet gleichzeitig die äußere Fassade des Gebäudes. © LAVA

In Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Cityplot soll ein energieautarkes Gebäude entstehen, das Innen- und Außenbereiche zu einer fließenden Landschaft zusammenführt. „Ein organischer Baukörper mit einem Tragwerk aus Massivholz begünstigt durch zahlreiche Begrünungsflächen und Direktverbindungen an das Äußere neue Formen des Lernens“, ist sich Tobias Wallisser, Gründungsmitglied bei LAVA, sicher. Basierend auf den Bildungsparadigmen von Learnlife (zweckorientiertes und persönliches Lernen) und dem amerikanischen Zukunftsforscher David Thornburg (Vielfalt der räumlichen Typologien) wird der neuartige Landschaftsbau das Lernen für 800 Kinder und 800 Erwachsene neu erfinden. „Unser Entwurf ermöglicht dafür optimale Bedingungen: Anbindung an den Außenbereich, Integration von Grünflächen, Frischluft und Tageslicht, unaufdringliche technische Unterstützung und Flexibilität“, so Wallisser weiter.  

Ein Ort für Generationen

„Wir bauen hier in Hamburg einen Prototypen für eine vernetzte kollaborative Lerngemeinschaft. Es soll ein Ort werden, der alle Generationen vereint und an dem Jung und Alt lernen, arbeiten, sich wohl fühlen und sich vernetzen können. Ein eigenes Ökosystem fördert Harmonie in Verbindung mit einem ausgewogenen Umgang mit Natur und Technik, so dass jeder sein volles Potenzial entfalten und damit ein glücklicheres Leben führen kann“, erklärt Benjamin Otto auf der Projekthomepage, die auch einen Blog enthält. Sein Blick auf die Welt habe sich durch die Geburt seines Kindes geschärft: „Wir erleben derzeit enorme Umbrüche und Ungleichgewichte – beim Klima, bei der Ernährung, zwischen den Gesellschaften, um nur einige zu nennen. All das ist von Menschen gemacht und kann auch von Menschen beseitigt werden. Wir sind das Problem, aber zugleich die Lösung.“

Vorbilder aus der Natur

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Das CO2-Konzept des Gebäudes ist vielversprechend. © LAVA

In den kurvigen Grundrissen und der verzweigten Holzkonstruktion aus Massivholzelementen und Holzstützen finden sich vor allem Vorbilder aus der Natur wieder. Wellen, Spiralen, Zellen, Äste und Nester formen ein organisches Ganzes. Es gibt wellenförmige Balkone, spiralförmige Terrassengrundrisse, Wabendecken und zahlreiche Grünflächen. Um einen zentralen Platz verteilt sich das flexible Raumprogramm mit einem Gastronomie- und Sportbereich. „Geteilte Ebenen und Verbindungstreppen ermöglichen einen flexiblen Einsatz innerhalb des dreidimensionalen Systems, sowohl vertikal als auch horizontal“, weiß Walliser. Die verglaste Primärfassade mit Photovoltaikanlage fängt das Tageslicht ein, während die begrünten Balkone der außenliegenden Sekundärfassade CO2 absorbiert. Kontinuierlich verlaufende Gartenlandschaften lassen Anbindungen an das Äußere zum Kernmerkmal von Life Hamburg werden. 2023 soll das Bauvorhaben finalisiert werden.

Quelle: Laboratory for Visionary Architecture