Die Einheiten sollten je eine Größe von 90 bis 130 m² Wohnnutzfläche aufweisen, eine Geschoßflächenzahl von 0,75 wurde seitens der Baubehörde vorgegeben. Das Projekt „Sonnenweg“ sollte sich in die bestehende Siedlungsstruktur aus Einfamilienhäusern einfügen. Im Nahbereich wurde bereits ein dreigeschoßiger Wohnbau verwirklicht, welcher auf massive Ablehnung gestoßen ist. Somit wurde die Idee einer hochwertigen Reihenhausanlage in Holzbauweise mit leicht versetzter Anordnung und eines Doppelhauses geboren.
Die Reihenhäuser sind abwechselnd zweigeschoßig mit Dachraum und zweigeschoßig mit begrüntem Flachdach ausgeführt. Alle Gebäude sind zusätzlich unterkellert. Durch die versetzte Anordnung, die Höhensprünge und die kompakte Bauweise mit klarer Linienführung entstand eine ansprechende Anlage, welche sich zurückhaltend in den Bestand einfügt. Die Dachbegrünung hilft dabei, das Niederschlagswasser langsamer abzuführen, und wirkt als natürliche Kühlung im Sommer. Die Gebäude sind zudem intern über die Gartenflächen mit einem geschotterten Weg verbunden, um den Bewohnern die Gartenpflege zu erleichtern und eine Interaktion zu ermöglichen.
Weitere Vorgaben für das Projekt waren die Ausführung in Holzbauweise und die Minimierung des CO2-Abdrucks. Die Wahl fiel auf eine Kombination aus Holzrahmenbauweise und Holzmassivbauweise. Die Decken sowie Wohnungstrennwände und einzelnen Sichtholzwände im Inneren sollten aus Brettsperrholz (BSP) bestehen. Für die Außenwände war die Rahmenbauweise vorgesehen, um eine möglichst hohe Wertschöpfung beim ausführenden Holzbauer zu halten.
Die Ausschreibung erfolgte im Jahr 2022, zu dieser Zeit ging der Holzpreis im wahrsten Sinne durch die Decke. Die Firma Holz Reisecker konnte mit dem Konzept einer unverleimten MH-Massivholzdielendecke überzeugen, was nachträglich gesehen einen großen Mehrwert für die Bewohner schuf. Der diffusionsoffene Wandaufbau bietet in Kombination mit den ökologischen Zellulosefasern als Dämmstoff erhebliche bauphysikalische Vorteile und überzeugt in der Verarbeitung. Die Putz- sowie Holzfassade wurden als hinterlüftete Konstruktion ausgeführt, um den höchstmöglichen Witterungsschutz zu bieten. Für die Holzfassade kamen sägeraue Tannenbretter zum Einsatz, welche maschinell mit einer Vergrauungslasur beschichtet wurden. Der Dachvorsprung bei den Flach- und Satteldächern schützt Fenster und Fassade vor Niederschlagswasser und ist essenziell, um ein robustes Holzhaus zu garantieren. Die Holzbalkone führte man als vorgesetzte Ständerkonstruktion aus, wobei die Balkonplatten ebenfalls abgedichtet wurden, um den nötigen konstruktiven Holzschutz der Tramlage zu gewährleisten.
Die Beheizung der einzelnen Häuser erfolgt mit hocheffizienten Solewasser-Wärmepumpen über bis zu 35 m tiefe Bohrungen. Durch diese Anlagen kann der Fußboden auch im Sommer gekühlt werden. Diese überzeugende Technik erspart den Bewohnern und Anrainern Schallemissionen und laufende Betriebskosten. Die Ausführung in vorgefertigten Elementen verringerte die Bauzeit enorm und der Bauzeitplan von zehn Monaten konnte problemlos eingehalten werden. Noch wichtiger ist, dass auch der Kostenrahmen zu 100 % eingehalten wurde. Häufig ist unter den gewerblichen Bauträgern und Projektentwicklern zu hören, dass der Holzbau sehr teuer und problemanfällig ist. Diese „Pseudoargumente“ haben wir mit diesem Projekt entkräften können. Jedoch sind einige wichtige Punkte einzuhalten:
- Eine „holzbaugerechte Planung“ bereits vom Entwurf an entscheidet, ob das Projekt gelingt oder nicht.
- Die Ausschreibung muss auf einer fertigen Ausführungs- und Detailplanung aufbauen, um alle Kosten erfassen zu können.
- Ein Holzbauplaner oder der ausführende Holzbauer sollte das Projekt von Beginn an begleiten. In der frühen Projektphase können immer die größten Einsparungspotenziale gefunden werden.
- Der Projektbetreiber beziehungsweise Auftraggeber muss seine Wünsche und Vorgaben von Beginn an klar definieren (Bauzeit, Budget, Bauweisen, Oberflächen, Sichtholz etc.).
- Robuste Wand-, Decken- und Dachaufbauten wählen sowie die Regeln des konstruktiven Holzschutzes verbindlich einhalten.
- Eindeutige Zuweisung der Bauaufgaben zu den einzelnen Gewerken. Gewerkeübergreifende Lösungen müssen gut geplant, koordiniert und dokumentiert werden. Auf bekannte neuralgische Punkte ist bereits in der Angebotsphase hinzuweisen, zum Beispiel Verringerung von Toleranzen bei Massivbauteilen, Bauteilabdichtungen etc.
- Die ausführenden Handwerker ehestmöglich in das Projekt einbinden. Gute Ideen sollten Gehör finden und umgesetzt werden. Dies stärkt die emotionale Bindung zum Projekt für alle Beteiligten und hebt die Ausführungsqualität.
- Wertschätzender Umgang mit allen Projektbeteiligten (gilt auf allen Baustellen).
Weitere ressourcenschonende Eckpunkte des Projekts
- Annäherung der Außenwandkonstruktion an die Balloon-Frame-Bauweise. Somit konnte der Verschnitt der Plattenmaterialien deutlich minimiert und die Anschlüsse einfacher und effizienter hergestellt werden. Ebenfalls kann die Dimensionsänderung durch Querholzlager auf ein Minimum reduziert werden.
- Ausführung des Tragsystems als Skelettkonstruktion mit Stützen, Unterzügen und aufgelegten Deckenscheiben. Diese Konstruktion bietet die Möglichkeit, die Raumaufteilung bei Veränderung der Lebensanforderungen einfach umzugestalten.
- Vorgesetzte Holzbalkone mit abgedichteter Balkonplatte, um den konstruktiven Holzschutz sicherzustellen.
- Großteils konnte unverleimtes Holz verbaut werden, welches von regionalen Herstellern geliefert wurde.
- Regionale Professionisten wurden beauftragt, um lange Wegstrecken zu vermeiden.
- Holzfaserplatten anstatt der Rauschalung auf den Steildächern tragen zum sommerlichen Hitzeschutz bei. In Kombination mit den Dachflächenfenstern ist eine ausgezeichnete Lüftung vom Keller bis zum Dach in heißen Sommernächten möglich. Dies spart wiederum Energie zum Kühlen.
- Einbau eines Feuchtemonitoringsystems in den Nassräumen sichert ein werthaltiges Objekt und eventuell auftretende Feuchteschäden lassen sich genau detektieren.
- In jedem Haus wurde ein Kamin eingebaut, somit besteht auch im Falle eines Blackouts immer die Möglichkeit, den Wohnraum zu konditionieren.
- Einsatz von werthaltigen Holz-Alufenstern anstelle von Kunststofffenstern.
Resümee
Die Holzbauweise ist für gewerbliche Bauträger bestens geeignet und bietet die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen und ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu verringern. Dies bietet Vorteile in der Vermarktung und trägt tatsächlich zum Umweltschutz bei. Wichtig ist, den Planungsablauf an die geänderten Rahmenbedingungen des Holzbaues abzuändern und die fachliche Kompetenz der Holzbau-Meister von Projektbeginn an zu nutzen. Die Planung der Objekte hat holzbaugerecht zu erfolgen, um Kosteneffizienz sicherzustellen. Möglich werden deutlich verkürzte Bauzeiten, dies bietet vor allem im urbanen Raum große Vorteile.
Projektdaten
Standort: Tiefgraben, Oberösterreich
Bauherr: Naturraum Errichtungs GmbH
Planung: Holzbau-Meister Michael Widlroither
Ausführung inkl. Holzbau: Jakob Ebner Bau
Holzlieferant: Holz Reisecker (Decken, Wände, Dach, Fassade)
Verbaute Holzmenge: rund 400 m³
Gebäudeklasse: 2 lt. OIB
Umfang: 7 Einheiten (5 Reihenhäuser, 1 Doppelhaus)
Wohnnutzfläche gesamt: 845 m²