Stora Enso bekommt einen neuen Hauptsitz. Beginnen wir mit der Ausgangssituation für dieses Großprojekt. Was waren die Anforderungen an das Gebäude und die Planer?
Als visionäre Ausgangslage sollte das neue Gebäude die ökologische Vielfalt, die Widerstandsfähigkeit und vor allem die schöne Sensibilität des Waldes widerspiegeln. Das neue Headoffice stellt die vielseitige Beziehung zwischen den nordischen Menschen und ihren Wäldern dar und erreicht dies auf einzigartige Weise durch eine harmonische Synthese zwischen dem Wald und der umgebenden städtischen Umwelt. Biophiles Design stand dabei im Vordergrund. In ästhetischer Hinsicht sollte der Neubau für die Mitarbeiter attraktiv und inspirierend sein, aber auch das Wohlbefinden und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern. Wir wollten ein kohlenstoffarmes Gebäude, das auf der umfassenden Verwendung von Holz, energieeffizienten Lösungen und der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen basiert. Das neue Gebäude an der Strandpromenade wurde nach dem Bürogebäudekonzept von Stora Enso geplant, welches während des Projektes in das neue Mixed-use Building Concept mündete.
„Klimaneutral“ und „Meisterwerk des finnischen Holzbaus” sind Schlagworte der Superlative. Wie wird das neue Gebäude diesen Ansprüchen gerecht?
Das Ziel, die Auswirkungen des Gebäudes auf das Klima während seines gesamten Lebenszyklus zu minimieren, hat den Entwurf von Anfang an geleitet. Die Eindämmung des Klimawandels ist auch eines der Hauptziele von Varma. Wir sehen Nachhaltigkeit nicht nur als Umweltzertifikat, sondern aus einer viel breiteren Perspektive. Katajanokan Laituri wurde als naturverträgliches, energieeffizientes und intelligentes Gebäude aus Holz entwickelt. Das Gebäude ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Holz im nachhaltigen Städtebau eingesetzt werden kann.
Wie viele Architekturbüros haben ihre Entwürfe für den Wettbewerb eingereicht?
Der Architekturwettbewerb wurde von Varma, Stora Enso und der Stadt Helsinki organisiert. Sechs Architekturbüros wurden eingeladen, Anfang 2020 an einem Wettbewerb teilzunehmen. Jedes der ausgewählten Architekturbüros brachte dabei seine eigenen, einzigartigen Stärken und Erfahrungen ein. Ziel des Wettbewerbs war es, ein hochwertiges und nachhaltiges Gebäude zu entwerfen, das sich in ein national bedeutendes kulturelles Umfeld einfügt und gleichzeitig den Menschen die Möglichkeit bietet, die Lage am Meer zu genießen. Eingeladen waren die Architekturbüros ALA Architects (FIN), Anttinen Oiva Architects (FIN), PES-Architects (FIN), White Arkitekter (SWE), Snøhetta (NOR) und Shigeru Ban (JPN). Das Siegerteam wurde dann ausgewählt, ohne dass die Jury wusste, welcher Entwurf von wem stammte.
Die Architekten wollen mit biophilen Gestaltungsprinzipien eine starke Verbindung zur Natur schaffen – bitte beschreiben Sie diese.
Zusätzlich zu den Vorteilen der Nachhaltigkeit umfasst das biophile Design des Gebäudes – ein Konzept, das Architektur und Materialien integriert, um eine engere Verbindung zur Natur zu schaffen – auch begrünte Dächer und einen kleinen Wald im Freien. Diese natürlichen Elemente in Verbindung mit der Verwendung organischer Materialien und einer durchdachten Beleuchtung im Inneren des Gebäudes schaffen eine Umgebung, die das Wohlbefinden steigert und ein Gefühl der Harmonie für alle fördert, die diesen Ort besuchen.
Was sind die Highlights des Gebäudes?
Katajanokan Laituri ist mehr als ein Gebäude. Es ist ein kulturelles Zentrum und ein lebendiges Zeugnis für die Kraft nachhaltiger Architektur. Es ist als multisensorische Erfahrung konzipiert, in deren Mittelpunkt die Natur steht. In der Lobby finden die Besucher eine kreisförmige Bank, die den kontinuierlichen Kreislauf des nachwachsenden Rohstoffs verkörpern soll und das wahre Potenzial von Holz verdeutlicht. Die Geschichte von Stora Enso wird durch dieses originelle Kunstwerk mit dem Thema „verborgene Schätze“ erzählt. Unsere neue Zentrale, die in den Hafen und die Küste Helsinkis eingebettet ist, stellt nicht nur das finnische Handwerk in den Vordergrund, sondern verkörpert auch unser großes Engagement für erneuerbare Materialien.
Erläutern Sie bitte den skulpturartigen Eingangsbereich und seinen Zweck.
Die zentrale Lobby ist das Herzstück des Gebäudes. Beim Betreten des Gebäudes werden die Besuchenden intuitiv eingeladen, sich auf einer charakteristischen runden Sitzfläche auszuruhen, die das Konzept des unendlichen Potenzials erneuerbarer Materialien verkörpert. Die runde Bank in der Lobby ist vollständig aus Furnierschichtholz (LVL) gefertigt und eine Hommage an die finnische Handwerkskunst. Wenn der Blick nach oben in das geschwungene zentrale Atrium schweift, werden sie sofort nach einem Handy greifen, um die unglaublichen skulpturalen Rundungen des Brettsperrholzes fotografisch festzuhalten. Beide Elemente, die runde LVL-Bank und die geschwungenen BSP-Lamellen rund um das Atrium, wurden vom finnischen Holzspezialisten Raision Puusepät Oy gefertigt.
Wie funktioniert der Brandschutz?
Das Gebäude ist nach Standardtabellenwerten in der Brandklasse B2 ausgelegt. Es ist zudem mit Brandmeldern und einer automatischen Sprinkleranlage ausgestattet. Aufgrund der Größe des Gebäudes ist es in zwei Teile geteilt, getrennt durch eine hölzerne Brandschutzwand. Die Sicherheit des Einsatzes von Holz in der zentralen Lobby wurde mit Brandsimulationen sichergestellt.
Was waren die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Der Bau des neuen Gebäudes begann mit den Erdarbeiten im Januar 2022. Eine der größten Herausforderungen auf dieser Baustelle war die Gewährleistung der Wasserdichtigkeit der Baugrube. Der Aushub erreichte im August 2022 ein Niveau von -4,5 m unter dem Meeresspiegel und die ersten Abschnitte der Bodenplatte für das neue Gebäude wurden im September 2022 gegossen. Alle Strukturen unterhalb des Bodens mussten wasserdicht gemacht werden. Aufgrund seiner maritimen Lage ist das Gebäude auch als Hochwasserschutz konzipiert, der dem potenziellen Anstieg des Meerwassers während der 100-jährigen Lebensdauer Rechnung trägt.