Salzburger Behörde im Wohlfühlholzbau

Ein Artikel von Birgit Gruber | 10.08.2023 - 11:21
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Im Land Salzburg ist man stolz auf den dreigeschossigen Holzbau. © Christian Brandstätter

Derzeit schaut Salzburgs Landesinnungsmeister Fritz Egger und mit ihm der verantwortliche Holzbau-Meister Klaus Fasching, Geschäftsführer von Appesbacher Holzbau, stolz nach Seekirchen am Wallersee. Denn dort wurde unlängst das erste große Verwaltungsgebäude des Landes in Holzbauweise eröffnet. „Es ist erfreulich, dass die öffentliche Hand die Erkenntnis gewonnen hat, ökologischer zu bauen. Das ist für die Zukunft ein richtiger Weg, gerade wenn man die Materialien dort einsetzt, wo sie ihre besten Eigenschaften entwickeln können. Schön zu sehen ist hier auch, dass man in den Büroräumlichkeiten der Mitarbeiter den Holzbau sieht und spürt“, freut sich Egger. Als Bauherr tritt das Amt der Salzburger Landesregierung auf. Einen Architekturwettbewerb dazu haben 2020 SWAP Architeken aus Wien in einer Arbeitsgemeinschaft mit DELTA gewonnen. Vor zwei Jahren war Baustart auf dem 7600 m2 großen Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zum ebenfalls neuen Bezirksgericht und in Gehweite zum Seekirchner Stadtzentrum. Das Gebäude wurde in Holzriegelbauweise umgesetzt. Die Holzbauweise und eine hohe Energieeffizienz sorgen in der neuen Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung (Flachgau) nicht nur für Wohlfühlatmosphäre, sie helfen auch dabei, Betriebskosten zu sparen und das Klima zu schonen. „Als Innungsmeister freue ich mich mit unseren Betrieben, wenn ein mittelständisches Unternehmen mehrgeschossige Holzbauten in dieser Größenordnung umsetzt. Dies ist gerade durch die Vorfertigung und sorgfältige Planung möglich. Dazu kommen die handwerkliche Qualität und das Know-how der Betriebe“, sagt Egger.

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Vielsagender Kontrast: Die neue Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung wurde nicht aus Beton, sondern aus ganz viel Holz erbaut.  © Christian Brandstätter

Fast 1000 m³ Holz verbaut

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Bereiche im Gebäude wurden durch Lamellenwänden aus Holz geteilt, um Rückzug und Abgrenzung zu ermöglichen und dennoch den Überblick zu wahren. © Christian Brandstätter

Die sechs auf einem Sockel liegenden Kuben wurden mit dem zentralen Baustoff Holz errichtet. Für den konstruktiven Holzbau wurden insgesamt 993 m³ verbaut. Das Brettsperr- und Brettschichtholz stammen aus Jenbach in Tirol beziehungsweise aus Unternberg in Salzburg. Die Menge, die für den konstruktiven Holzbau benötigt wurde, passt in 20 Lkw-Fuhren. 200 Arbeitsplätze konnten damit in nur 15 Wochen erbaut werden. Das Untergeschoß, welches neben der Tiefgarage auch die Gebäudetechnik und ein Archiv beherbergt, ist gänzlich in Stahlbetonbauweise konzipiert. Auch das darüber liegende Erdgeschoß, in dem sich neben den Front Offices auch der Flachgausaal (ehemals Bürgermeistersaal) befindet, ist inklusive der Geschoßdecke in Stahlbetonbauweise errichtet. „Alles oberhalb vom Erdgeschoß ist komplett in Holz ausgeführt – Decken, tragende Elemente, Wände, Fassade. Dadurch sammelt sich deutlich weniger Feuchtigkeit im Gebäude. Und Holzteile kann man sehr gut vorfertigen. Das beschleunigt die Bauabwicklung. Man kann das Material förmlich riechen“, ist Heinrich Pölsler, der das Projekt für das Land Salzburg geleitet hat, überzeugt. Zum Einsatz im Holzskelettbau kam auch viel Glas, das für lichtdurchflutete Räume sorgt und Durchblicke quer durch das Gebäude ermöglicht. Für Frischluftzufuhr ist gesorgt, da sich an jedem Arbeitsplatz mindestens ein Fensterflügel öffnen lässt. „Der Blick reicht quer durch das Gebäude, von der Kirchturmspitze bis zum Watzmann“, wissen die Architekten. 

Viel Holz zum Sehen und Angreifen

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In den Innenräume wurde das Holz in Sichtqualität belassen. Glaswände wurden bemoost, um noch mehr Natur in die neue Behörde zu holen. © Christian Brandstätter

„Ein Leitmotiv war das Sichtbarmachen von Konstruktion und Material. Insofern ist das verwendete Holz in den Serviceeinrichtungen und auch in den Bereichen für die Mitarbeitenden omnipräsent und nicht etwa versteckt und verkleidet“, informieren SWAP Architekten weiter. Obwohl die Räume groß und die Raumhöhe im Erdgeschoß 3,5 m zählt, ist es still, denn der Schall wird von einer akustisch wirksamen, gelochten Holzdecke gedämmt. Zudem wurden Bereiche durch Lamellenwänden aus Holz geteilt, um Rückzug und Abgrenzung zu ermöglichen und dennoch den Überblick zu wahren. „Die begrünten Wände lassen durchatmen und sollen zur positiven Atmosphäre beitragen. Diese werden über eine computergesteuerte Tröpfchenbewässerung mit Wasser, sowie zusätzlich zum Tageslicht über LED-Strahler mit Licht versorgt. Die Glaswände, die bemoost wurden, benötigen ausschließlich die normale Luftfeuchtigkeit zum Leben“, erzählen die Planer. Das neue Amt wurde mit viel Liebe für seine Mitarbeiter und die täglichen Besucher erbaut. Das sieht man an allen Ecken und Enden. Für die vielen Kinder, die in die Bezirkshauptmannschaft kommen, wurden eigens Tische und Sessel aus Massivholz angeschafft (in den Warteräumen und dem Bürgerservice). Teppiche aus Naturmaterial, Sitzpolster, ein eigener Warteraum mit Spielzeug sollen Eltern die Wartezeit so angenehm wie nur möglich machen.

Quelle: SWAP Architekten, proHolz Salzburg