Wir befinden uns in einem kleinen Dorf in Niederösterreich. Murstetten mit seinen rund 300 Einwohnern und der markanten Dorfkirche hat seit 2022 ein modernes Architekturhighlight aus der Feder von juri troy architects aus Wien. Der gebürtige Vorarlberger und Holzbaukenner hat auf einem ehemaligen Schlossareal den Strohfloh, ein außergewöhnliches kleines Haus in Holzriegelbauweise mit einer Strohballendämmung und Photovoltaikanlage, hingebaut. Dort steht es nun neben dem Renaissance-Schloss „Goldburg“, von dem nur mehr Relikte übrig sind. Ein Wiederaufbau fand nicht statt, nur einige historische Mauern und Skulpturen sind heutzutage auf dem von Wildwuchs geprägten Gelände zu finden, das unter Denkmalschutz steht.
Selbstbewusster Solitär
„Das historisch aufgeladene Grundstück bleibt in seiner rauen, wilden Anmutung erhalten und wird durch die kleine Installation in Form eines Wochenendhauses erweitert. Der Neubau spielt sich frei von der umliegenden Bebauung und steht als Solitär selbstbewusst und selbstverständlich inmitten der historischen Überreste“, erklärt der Architekt. Der Neubau mit nur 42 m2 Wohnfläche ist als Einraumhaus konzipiert, der sich in der Höhenentwicklung von ein- zu zweigeschossig erstreckt. Von außen also schräg, innen aber einfach mehr Platz. „Im südlichen niedrigeren Teil befindet sich der Wohnraum mit großer komplett öffenbarer Verglasung zum Garten und Bach. Das Gebäude wird über den nördlichen Teil betreten. Dort befinden sich eine kleine Sanitärzelle sowie eine Schlafgalerie. Die Terrasse im Süden sowie die Eingangstreppe können mittels Seilzugs hochgeklappt, und die Fassaden somit komplett geschlossen werden“, erzählt Troy. Die großen Panoramafenster auf der Längsseite sorgen für genügend Tageslicht und interessante Ausblicke. Sie wurden auf die historischen und landschaftlichen Bezüge hin ausgerichtet und bieten Blicke in Richtung Kirche, ins Tal oder zu den Überresten der historischen Statuen. Eine raumhohe Regalkonstruktion sorgt im Innenraum für genügend Stauraum.
Keine Bodenversiegelung
Das Haus ist aufgeständert und berührt das Gelände nur über acht Schraubfundamente. Dadurch wird keine Bodenfläche versiegelt. Die verwendeten Materialien stammen Großteils aus der unmittelbaren Umgebung. Das Holz, sowohl für die konstruktiven Elemente als auch für die Oberflächen stammt aus den bauherreneigenen Wäldern und wurde im benachbarten Sägewerk verarbeitet. Das Gebäude ist mit Stroh gedämmt, das ebenfalls aus der direkten Nachbarschaft von einem regionalen Bauernhof stammt. Die Wärme und Energiegewinnung erfolgt über eine Photovoltaikanlage auf der Dachfläche.