Luftiger Holzbau als Ausweichquartier

Ein Artikel von Birgit Gruber | 16.11.2020 - 12:40
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© Jan Thoma

Ähnlich wie in Österreich ändern sich auch in der Schweiz wöchentlich die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Seit 29. Oktober sind bei Aufführungen in den Theatern, Konzertsälen und Schauspielhäusern des Landes nur noch 50 Besucher erlaubt. Diese Einschränkungen machten auch dem geplanten Saisonstart am provisorischen Ausweichquartier des Theaters St. Gallen einen Strich durch die Rechnung. Die feierliche Eröffnung des luftigen Holzbaus Anfang Oktober konnte gerade noch stattfinden. Doch es bleibt eine Unsicherheit, wie der Spielplan tatsächlich umgesetzt werden kann. Das temporäre Gebäude namens „Umb!au“ soll bis 2022 im Park neben der Tonhalle stehen bleiben. Es dient während den kommenden zwei Spielzeiten als Ersatz für das grosse Stammhaus, das umfassend saniert wird. Die Holzbauspezialisten von Blumer Lehmann aus Gossau haben damit, neben dem Théâtre de Vidy in Lausanne, bereits ihr zweites Theaterprovisorium realisiert. 

© Blumer-Lehmann AG

Nutzungsdauer von 25 Jahren

Das Provisorium wurde in einer Bauzeit von nur sechs Monaten errichtet. Es ist 50 m lang, 26 m breit und an der Fassade mit Profilblechen verkleidet. Die Konstruktion wird von Elementen aus insgesamt 350 m3 Fichten- und Tannenholz getragen. „Der Bau ist hochwertig und kann sicher für 25 Jahre genutzt werden“, berichtete Theaterdirektor Werner Signer während der Eröffnung. Als Fundament dient eine Holzunterkonstruktion, die punktuell auf die Decke der bestehenden Tiefgarage installiert wurde. Die Nasszellen wurden fixfertig in Container eingebaut und im Gebäude an der vorgesehenen Stelle platziert. Geplant ist, dass das Provisorium nach seinem Einsatz nicht entsorgt, sondern andernorts wiederaufgebaut wird. Ideen gibt es genug, noch fehlt der Platz.

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Für die stufenweise Steigung im Raum und damit für beste Sicht von jedem Sitzplatz sorgt die Tribüne in Holzbauweise. © Jan Thoma

Vollwertiges Theatergebäude

Für die stufenweise Steigung im Raum, und damit für beste Sicht von jedem Sitzplatz, sorgt eine Tribüne ebenfalls in Holzbauweise. Das Theaterprovisorium beherbergt einen Eingangsbereich mit Kasse und Garderoben, ein Foyer mit Bar sowie den Saal mit Bühne, Orchestergraben und Tribüne. Im Untergeschoss befinden sich Infrastrukturräume wie Künstlergarderoben, Maske und Requisitenabteilung. Durch einen Übergang ist das Provisorium mit der Tonhalle verbunden, sodass deren Infrastruktur und Räumlichkeiten auch dem Theaterbetrieb zur Verfügung stehen. Bezüglich Sicherheit und Brandschutz erfüllt das Gebäude die gleichen Anforderungen wie ein Neubau. Im Ausweichquartier werden Produktionen aus allen drei Sparten – Musiktheater, Schauspiel und Tanz – inszeniert. Hauptspielstätten daneben sind die Lokremise und die Tonhalle.

Quelle: Blumer-Lehmann AG