Die programmierte Formänderung ergibt sich allein aus dem hygroskopischen Schwinden, einer natürlichen Eigenschaft von Holz. Sie geschieht geräuschlos, ohne menschliches Zutun, Werkzeug oder Montageanleitung und entfaltet sich gleichmäßig und zügig, zum Beispiel über Nacht.
Einmal geformt, sperren sich die Teile mechanisch und schaffen so Formstabilität, während sie durch kleine harmonische Bewegungen eine aktive ergonomische Funktion beibehalten. Das Projekt am Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung der Universität Stuttgart stelle einen Paradigmenwechsel in Design- und Fertigungsprozessen für Holz dar: Durch den Einsatz von Materialprogrammierung wird ein bislang ungenutztes Potenzial des nachwachsenden Materials Holz aktiviert und ermöglicht so nachhaltigere Verfahren und Anwendungen. Dies bringt eine neue Material- und Designsprache mit sich, in der sich die natürlichen Qualitäten und Eigenschaften von Holz direkt in Form und Funktion widerspiegeln. Das Spin-off-Unternehmen hylo tech erforscht derzeit Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie, beginnend beim Möbeldesign bis hin zu tragenden Strukturen.
Flaches Paket und kein Aufbau per Hand notwendig
HygroShape führt ein neues Flatpack-Konzept ein, bei dem die Formung und der Aufbau des Möbelstücks in das Material selbst eingebettet sind. Die Verantwortung für den Aufbau wird so nicht mehr dem Nutzer übertragen, der dafür Anweisungen, Werkzeuge und Zeit benötigt. Jedes Teil wird in einem hocheffizienten, flachen Zustand mit einer Gesamtdicke von weniger als 3 cm hergestellt und transportiert und kann sich schließlich bis zu einer Höhe von 50 cm, der Standardsitzhöhe eines Stuhls, selbstformen, was eine bis zu 30-fache Vergrößerung des Volumens bedeutet.
Quelle: ICD Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung