Gratulation zur neuen Funktion! Was sind Ihrer Meinung nach derzeit die größten Herausforderungen und was Ihre Pläne und Ziele?
Vielen Dank. Der Holzbau hat sich in den letzten Jahren europaweit enorm entwickelt und ist schon längst zur bauwirtschaftlichen Notwendigkeit geworden. Wenn wir die dringend anstehende Ökologisierung des Bauens im Auge haben, dann geht das nicht ohne eine massive Steigerung des Holzbauanteils. Deshalb sind wir mit ganzem Einsatz gefordert. In der Bundesinnung Holzbau unterscheide ich zwischen internen und externen Themen.
Intern werde ich die Stärkung der Zusammenarbeit der diversen Akteure vorantreiben. Im Verband holzbau austria, wo ich bis vor Kurzem Obmann war und diese Position an Josef Sachs übergeben habe, sind wir personell und inhaltlich sehr gut aufgestellt und haben einen Generationenwechsel vollzogen. Dasselbe passiert jetzt in der Bundesinnung.
Externe Themen sind primär jene, die in allen Branchen anstehen – nämlich die Aus- und Weiterbildung sowie der Fachkräftemangel. Hinzu kommen die Kollektivvertragsverhandlungen, rechtliche Abklärungen, zum Beispiel hinsichtlich Prüfungs- und Ausbildungsordnungen, und höchstdringlich eine Verminderung sowie Entbürokratisierung der Bauvorschriften. Wir brauchen in der täglichen Praxis wieder mehr Möglichkeiten für Lösungen mit Hausverstand und Eigenverantwortung. Das würde sich auch positiv auf die aktuell horrenden Baukosten auswirken.
Das klingt nach einer ganzen Menge Arbeit. Wie ist das zu bewerkstelligen?
Ich bin kein Einzelkämpfer, der sich Projekte auf die eigenen Fahnen heften will. Mir ist es wichtig, ein geeintes, großes Team aufzustellen, das gemeinsam an einem Strang zieht. Im Verband ist uns das bereits sehr gut gelungen und ich möchte mich bei allen Beteiligten für das hervorragende Teamwork der letzten Jahre bedanken. Wichtig ist auch zukünftig die enge Zusammenarbeit zwischen der Bundesinnung und holzbau austria – denn beide Verbände haben dasselbe Ziel: die permanente und nachhaltige Stärkung unserer Branche.
Sie sind also durch und durch ein Teamplayer.
Die respektvolle und kompetente Zusammenarbeit ist entscheidend. Man braucht ein Team von Spezialisten und Experten, die sich untereinander abstimmen, und muss Vertrauen zueinander haben. Ich frage meine Leute immer, was ihre Anliegen, Ideen, Probleme etc. sind, und leite daraus die Fragen der Zeit und wichtigen Arbeitsfelder ab. Dann lege ich die Themen auf den Tisch und gemeinsam entscheiden wir, woran wir als Nächstes intensiv arbeiten möchten. Das ist mein Rezept, das sich auf Landesebene bewährt hat und ich nun auf Bundesebene weiterführen möchte. Wir sind eine eher kleine Branche, die sich trotzdem behauptet – das geht nur miteinander.
Wie schätzen Sie die aktuelle Markt- und Auftragslage ein?
Ich denke, dass der Holzbau trotz der derzeitigen Wirtschaftsflaute vergleichsmäßig recht gut vorankommt. Eine vernünftige Grundauslastung ist vorhanden und wir sehen, dass wir mit unseren Produkten und dem, was der Holzbau leisten kann, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Erfolg haben. Dabei helfen vor allem unsere Stärken in den Bereichen Aufstockung, Zu- und Umbau sowie Sanierung. Zudem sind unsere kleinen Betriebe robuster und flexibler und sichern gleichzeitig wertvolle Arbeitsplätze im ländlichen Raum. Aber alles ist im Fluss und wir müssen uns jetzt schon für den nächsten Aufschwung vorbereiten. Es wird – mit Druck aus der EU – enorm viel Arbeit in Form großer Aufträge auf den Holzbau zukommen. Darauf sollten sich die Holzbaubetriebe, speziell unsere mittleren und größeren Firmen, schon heute strukturell vorbereiten, sonst bleiben diese Marktchancen vielleicht ungenützt.
Der Holzbau hat immer wieder gezeigt, dass er durch seine feinen Strukturen und die gute Vernetzung Krisen meistern kann.
An öffentlichen Bauten und großartigen ministerialen Projekten wie dem Waldfonds sieht man, dass der Holzbau in der Gesellschaft angekommen ist, ein bauwirtschaftliches Umdenken stattfindet und es politisch immer klarer wird, dass Holz der Baustoff der Zukunft ist. Trotzdem braucht es dringend weitere Vorzeigeaufträge seitens der öffentlichen Hand, sei es auf Gemeinde-, Landes- oder Bundesebene. Der CO2-Bonus aus dem Waldfonds ist diesbezüglich ein echter Gamechanger. Wir hoffen, dass die kommende Bundesregierung das auch so sieht.
Wo sehen Sie die Rolle der Holzbaubetriebe in der Wertschöpfungskette?
Wir Zimmerer sind – gemeinsam mit den Architekten – immer vorne an der Kundenfront. Wenn es um ein Bauvorhaben geht, dann müssen wir mit Kompetenz, Kreativität und kaufmännischem Geschick schlussendlich erreichen, dass ein Gebäude „doch“ in Holz gebaut wird. Zudem müssen wir jedes Gebäude so perfekt errichten, dass auch weitere Holzbauten gewünscht werden. Ich zitiere gerne den FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner: „Die Zimmerer sind an der Spitze der Pyramide der Wertschöpfungskette Holz.“ Das ist aber kein Grund, um arrogant zu werden. Gerade wir Zimmerer bleiben meistens besonnen im Hintergrund. Wir brauchen keine große Show, es sei denn, wir sind der Überzeugung, dass wir aus gerechtfertigten Gründen „laut“ werden müssen – dann können wir das und tun es auch.
Möchten Sie uns noch eine Botschaft mit auf den Weg geben?
Ich bedanke mich von ganzem Herzen bei unserem Freund und Berufskollegen Siegfried Fritz. Er verabschiedet sich nach seiner jahrzehntelangen guten Arbeit für die Zimmerer in Land und Bund in seinen wohlverdienten „Unruhestand“.
Darüber hinaus danke ich meinen Funktionärskollegen in der Bundesinnung Holzbau. Sie haben meine Wahl zum Bundesinnungsmeister einstimmig befürwortet. Ein besonderer Dank gilt unserem Team in der Geschäftsführung der holzbau austria. Sie sind echte Treiber und Gestalter. Zudem bin ich dankbar und froh darüber, dass es uns in den letzten Jahren gelungen ist, mit allen Akteuren in der Wertschöpfungskette Holz, in der Politik und anderen Verbänden sowie Institutionen eine konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit aufzubauen. Wenn wir alle unser Miteinander nachhaltig und fair pflegen, blicke ich äußerst optimistisch in unsere Zukunft.