Als Vorarlberger sei er quasi erblich vorbelastet, was das Bauen mit Holz betrifft, und selbst in einem alten Rheintalhaus aufgewachsen. „Der Baustoff hat mich schon immer fasziniert. In den 90er-Jahren habe ich dann mein erstes Holzhaus geplant und gebaut“, erzählt Juri Troy, der aus der österreichischen Holzbauarchitekturszene nicht mehr wegzudenken ist. Mit der Gründung seines eigenen Büros vor genau 20 Jahren nahm dann alles seinen Lauf, Troy konnte sein Fachwissen erweitern und ein großes Netzwerk aus Forschung und Industrie aufbauen. Dieses Wissen wolle er jetzt an TU-Studenten weitergeben und ihnen, wie er im Rahmen einer Pressekonferenz am 11. Oktober in der archdiploma-Ausstellungshalle der TU Wien sagte, die Scheu vor einem Holzbau nehmen. Gemeinsam mit seinen Assistenten, Andreas Arndt und Jakobus Schwarz, will er die jungen Menschen ganz nahe an die Praxis bringen. „Es braucht schon eine spezifische und präzise Planung, damit ein Holzbau gelingt. Diese kann manchmal herausfordernd sein, hat im Endeffekt aber nur Vorteile. Ein Holzbau ist die ehrlichste Art und Weise des Bauens“, weiß Troy. Am 1. Oktober haben die drei für die Stiftungsprofessur „Holzbau und Entwerfen“ ihre neuen Räumlichkeiten bezogen und auch bereits die erste Lehrveranstaltung abgehalten. „Das Interesse der Studierenden war so groß, dass wir nun zwei Termine parallel anbieten“, berichtet Troy freudig. Eine gute Basis. „Das zeigt auch, dass Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und die Notwendigkeit zur Verdichtung unserer Städte in den Köpfen der Jugend angekommen sind“, bringt es der Architekt auf den Punkt.
Schwerpunkte vereinen Lehre und Forschung
In den Fokus gerückt werden unter anderem der Holzbau im Kontext der Klimakrise, resilientes Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen (zum Beispiel auch Stroh und Lehm) sowie die Werkstoff- und Technologieentwicklung. Wichtig sei Troy eine praxisnahe Ausbildung, die den Einsatzmöglichkeiten des modernen Holzbaus gerecht wird. „Wenn meine Studenten Modelle bauen, sollen sie sich auch gleichzeitig Gedanken darüber machen, wie ich das verbaute Holz später rückbauen und weiterverwerten könnte“, weist Troy auf die Wichtigkeit der Kreislaufwirtschaft hin. Um der Komplexität der Fragestellungen gerecht zu werden, wird auf das fachliche Zusammenspiel von architektonischem Entwurf und Holzbaukonstruktion sowie die interdisziplinäre Verknüpfung mit Bereichen wie Tragwerksplanung und Bauphysik gesetzt. Im Rahmen der Forschung will man vor allem mit der rasanten Entwicklung der Industrie Schritt halten. „Die Vorfertigungsmöglichkeiten von Holz sind in den vergangenen Jahren extrem angewachsen, von diversen Elementen bis hin zu ganzen Raummodulen. Diese neue Form der Architektur – gerade im urbanen Kontext – wird unsere Städte massiv verändern“, ist sich Troy sicher.
In dieselbe Kerbe schlug bei der Pressekonferenz auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. „Die Stiftungsprofessur der TU Wien wird wesentlich zur städtischen Nachverdichtung und somit zur Verminderung des Landverbrauchs beitragen.“ Mit der Österreichischen Holzinitiative habe man ein wichtiges Instrument geschaffen, um den Holzbau in Österreich mit wegweisenden Projekten voranzutreiben. Dies sichere auch Arbeitsplätze und Einkommen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
1,7 Mio. € und ein Zeitraum von fünf Jahren
Die neue Stiftungsprofessur wird mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Mio. € über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. Finanziert wird sie zur Hälfte aus Mitteln des Waldfonds, 30 % steuert proHolz Austria bei. Den Rest teilen sich die Fakultät der TU Wien sowie die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). CEO Hans-Peter Weiss dazu: „Die Bundesimmobiliengesellschaft hat bereits in den vergangenen fünf Jahren rund 200 Mio. € in Holzbau investiert, für die kommenden Jahre sind weitere 450 Mio. € geplant“. Richard Stralz, Obmann von proHolz, freut sich über die Mitfinanzierung des Bundes und wies deutlich darauf hin, dass gerade das Thema Nachverdichtung in Wien von größter Bedeutung sei. Man müsse die jungen Studenten mit Holz „infizieren“, um erfolgreich aus der Klimakrise zu kommen: „Wenn wir allein die Gemeindebauten der 1950er- bis 1970er-Jahre hernehmen und mit Holz verdichten, können 8000 neue Wohneinheiten geschaffen werden, ohne nur einen Quadratmeter an neuer Fläche zu versiegeln.“ Mit diesem Sager rührte Stralz auch die Werbetrommel für die Student Trophy 2024 unter dem Motto „woodencity“, die am 19. Oktober startet und europaweit Anklang finden soll. „Wir rechnen mit Projekten aus acht bis zehn Ländern“, meint Stralz. Die Einreichfrist dafür endet am 1. März 2024. Auch die Studierenden der neuen Stiftungsprofessur spitzen schon ihre Bleistifte. „Um unsere Forschungsuniversität auf ihrem erfolgreichen Kurs zu halten und nachhaltig Exzellenz sicherzustellen, benötigen wir motivierte Forschungsteams und Lehrende. Beides vereint die neue Stiftungsprofessur. Gemeinsam wagen wir uns an die Lösungskonzepte zur Bewältigung drängender Aufgaben“, erklärt Ute Koch, Vizerektorin Personal der TU Wien.