Einige Probleme für Holzbaubranche

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 01.08.2024 - 08:40

Verunsicherung der Investoren durch den Ukrainekrieg, eine für viele Entwickler überraschende Kreditzinsentwicklung, Sparzwänge in den öffentlichen Haushalten, das Leerlaufen von Fördertöpfen und die Baukosteninflation seit Corona haben in Summe zu einer Investitionszurückhaltung am Bau geführt. Diese Problemlage sorgte beim DHK für Handlungsdruck und Informationsbedarf, denn mit dem Zuzug unerwartet vieler Menschen nach Deutschland steigen vielerorts die Mieten. Weil Wohnen die zentrale soziale Frage sei, werde seitens der deutschen Regierung am Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr festgehalten, erklärte Staatssekretär Sören Bartol vom Bundesbauministerium. Er erläuterte die Maßnahmen der Regierung, um die Bauwirtschaft zu beleben, um die dort Beschäftigten nicht in andere Branchen abwandern zu lassen. Tobias Götz, Planungsbüro Pirmin Jung, forderte die Holzbaubranche ebenfalls dazu auf, auf den Berufsnachwuchs zu achten. Für bestimmte Projekte gebe es nicht genügend ausführende Unternehmen.

In Deutschland ist es sehr leicht, zusätzliche Regeln zur Verschärfung durchzusetzen, aber unwahrscheinlich schwierig, Dinge zu erleichtern.


Dirk Kruse, Brandschutzsachverständiger

Zu viele Regelwerke

Dr. Denny Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie (HDH), berichtete von einer noch guten Branchenlage. Die Erwartungen für das nächste halbe Jahr seien aber schlecht. Schwierigkeiten bereite die viele Regulatorik. Beim DHK ging es dabei weniger um die Einführung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR), sondern mehr um die baunahen Regelwerke. 

Alle Bauweisen sollten ihre Potenziale ausschöpfen, um den Wohnraumbedarf zu decken, meinte Dirk Kruse, Brandschutzsachverständiger aus Gifhorn/DE. Die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung, beispielsweise von Holzmodulen, sei zu mühevoll. Die vorhabenbezogene Bauartgenehmigung für Modulbauten aus Holz in der Gebäudeklasse 5 sei zu langwierig. Die klassischen Planungsabläufe auf Baustellen ließen sich mit Holzbau somit nicht einhalten. Die neue Muster-Holzbaurichtlinie bringt laut Kruse zwar Verbesserungen, insbesondere im Sonderbau, aber bei der Nachweisführung der Brandsicherheit bestehe mit den Genehmigungsbehörden weiterhin Diskussionsbedarf. Die Muster-Verwaltungsvorschrift Technischen Baubestimmungen (MVV TB) sollte eingestampft und das System neu aufgesetzt werden, so Kruse. Tillmann Schütt, Holzbauunternehmer aus Brunsbüttel/DE, pflichtete ihm bei. Jede Form der Vereinfachung des Regelwerks, insbesondere beim Brandschutz, sei willkommen. Architekt Martin Haas aus Stuttgart wies auf überzogene deutsche Schallschutzstandards hin, deren Einhaltung zu viel Materialeinsatz bedeutete. 

Das zirkuläre Bauen

Die Kreislaufwirtschaft, also das Bauen mit gebrauchten Komponenten, wurde beim DHK ebenfalls thematisiert. Wiebke Ahues, Architektin aus Berlin, berichtete, dass sich die Kollegen flächendeckend für zirkuläre Bauen interessierten, gleichzeitig aber auch davor zurückschreckten. Es gebe das Risiko, Planungsfehler zu begehen. Daher werde häufig der einfachere Weg gewählt und gebaut wie immer. Dr. Sandra Schuster von der TU München fasste zusammen, wo es beim Rückbau im Holzbau besonders hake: Man benötigt lösbare Holzverbindungen und Schichten, die sich trennen lassen. Hinderlich sei auch die Forderung nach sortenreiner Materialtrennung, die OSB müsse als Platte weitergenutzt werden dürfen.

Wege aus der Krise

Marktforscher Martin Langen, Bonn, berichtete, dass vor allem der Einfamilienhausbau von der Krise betroffen sei, denn erklärtes Ziel der Bundesregierung sei die Förderung von Sozialwohnungen. Den Entwicklern unter den DHK-Teilnehmenden riet er zur Umplanung von Projekten, auch wenn der Sozialwohnungsbau ein ganz anderes Geschäft sei als der Bau hochpreisiger Eigentumswohnungen. Gleichermaßen sollte sich die Immobilienbranche dem öffentlichen Bauen zuwenden, denn die starke Zuwanderung sorge für einen Bedarf an Infrastrukturbauten. Langen zeigte sich auch skeptisch, was den zu erwartenden Umfang des modularen seriellen Bauens betrifft. 

Die Phase mit Insolvenzen von Projektentwicklern sei jedoch noch nicht vorbei, Forderungsmanagement werde im laufenden Jahr „ein extrem wichtiges Thema“. Am Bau gehe es aber bereits wieder aufwärts. Rückläufige Bodenpreise und sinkende Preise für Bestandsimmobilien, häufig mit Sanierungsbedarf, würden die Bautätigkeit bald beleben. Mit weiter steigenden Mieten sei zu rechnen. Dank gestiegener Reallöhne nach teilweise hohen Tarifabschlüssen würden auch die Eigennutzer in absehbarer Zeit ihre Bautätigkeit wieder aufnehmen.

Gut besuchte Veranstaltung

Beim diesjährigen DHK gab es 660 Teilnehmer. 75 Aussteller waren auf der begleitenden Fachausstellung. Der 6. Deutsche Holzbaukongress in Berlin ist für 20. und 21. Mai 2025 terminiert.