Gropyus und der Automatisierungs- und Roboterspezialist Kuka verkündeten jüngst eine Kooperation zur Installation einer voll automatisierten Produktionsanlage am Standort Richen. Das Investitionsvolumen liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Mit dem Fokus auf das Segment „leistbarer mehrgeschoßiger Wohnbau in Holz“ soll die Produktionskapazität damit bis Ende 2024 auf rund 3500 Wohnungen jährlich anwachsen. Kernbestandteil der Investition ist die Vollautomatisierung der Produktionsanlage, womit das Werk ein kompletter, hoch automatisierter und vollständig digital integrierter Fertigungsstandort wird, informieren die Unternehmen. Bei einem Automatisierungsgrad von bis zu 86 % sei Gropyus mit der neuen Fertigungslinie in der Lage, ein Wandelement in 17 Minuten zu produzieren – ein Deckenelement sei bereits nach 16 Minuten hergestellt, heißt es.
Kuka liefert dafür eine schlüsselfertige, flexible Anlage und integriert 45 Roboter und 12 AGVs („Automated Guided Vehicle“). Dabei verbindet der Augsburger Konzern tiefes Prozess-Know-how aus dem automatisierten, modularen Hausbau mit langjähriger Expertise aus Projekten in der Automobilbranche.
Holzquartiere schaffen
Viele Unternehmen schmücken sich derzeit mit dem Bestreben, eine nachhaltigere Zukunft gestalten zu wollen. Bernd Oswald, Gründungsmitglied des Proptech-Unternehmens Gropyus, vermittelt aber ehrliches Engagement. Auch, weil er dem ökologischen Baustoff Holz seit Jahren zugewandt ist. Der Maschinenbauingenieur und Jurist war „Divisionsleiter Technik“ bei der Mayr-Melnhof Holz, danach Geschäftsführer der KLH Massivholz. Vor der Gründung von Gropyus war Oswald COO beim Holz-Hybrid-Bauspezialisten CREE. Heute leitet er die Bereiche Business Development und M&A des Proptech-Unternehmens.
Konkurrenz für die österreichische Zimmererlandschaft möchte man bei Gropyus nicht sein. „Wir starten in einem Segment, das für das typische Holzbauunternehmen im Moment noch etwas unzugänglicher ist.“ Damit meint er den mehrgeschoßigen Holzbau im überregionalen Sinn. „Im Moment werden wir sogar öfter von Bauunternehmen, die sich im Stahlbetonbau betätigen, mit Konkurrenzängsten angesprochen.“ Aber auch mit jenen will Gropyus sich nicht duellieren, denn die Diskrepanz zwischen benötigtem und tatsächlich gebautem leistbarem Wohnraum ließe genügend Spielraum für alle. „Wir stehen im Prinzip mit niemandem im Wettbewerb, sondern wollen helfen, eine Lücke zu schließen.“ Und das mit Holz. „Das sehe ich als unsere Verpflichtung. Wenn wir die Möglichkeit haben, nachhaltig zu bauen, dann sollten wir das auch tun.“
Durch die Automatisierung, den Technologieaspekt und die Digitalisierung des gesamten Bauprozesses schaffe es Gropyus zudem, preislich mit dem Stahlbetonbau mitzuhalten. Der Gebäudeerrichtungsfokus liegt im Moment auf Deutschland, weil dort die Lücke am größten und die Holzbauerfahrung etwas geringer sei, als in Österreich. „Die Zeit ist absolut reif. Die technologischen Möglichkeiten da.“
Gropyus ist kein Modulbauunternehmen
Gropyus ist ein System-, kein Modulbauunternehmen. Und das mit umfasssendem Technologieanspruch. 2D-Gebäudekomponenten werden mittels Konfigurator erstellt und per Algorithmus kommt ein 100%ig transparentes Modell, inklusive fixer Wand- und Deckenaufbauten, Kostenstruktur, Zeitschienen, Fertigungsdaten für die Roboter, Carbon-Footprint, künftigem Energieverbrauch, bis hin zur möglichen Photovoltaik-Platzierung heraus. Aufgrund des hohen Digitalisierungsgrades arbeiten ein gutes Drittel der rund 400 Gropyus-Mitarbeiter als Softwareentwickler. „Die architektonische Freiheit spielt sich im Rahmen dessen ab, was der erprobte Aufbautenkonfigurator erlaubt. Denn wenn man den mehrgeschoßigen Holzbau in die Breite bringen will, muss die Bauphysik 100%ig sein“, betont Oswald. Einen exakt gleichen Zugang suche man bei anderen Unternehmen vergebens. „Es gibt außer uns niemanden, der vom ersten Planungsschritt, über die Fertigung bis hin zum Betriebssystem den kompletten Bauprozess digitalisiert abbildet“, ist Oswald überzeugt.
„Wir werden die Lücke nicht alleine schließen. Umso mehr Unternehmen helfen, die Branche zu transformieren, – denn die Bauwende ist eingeläutet, desto besser", findet Oswald. „Ab April kommenden Jahres ist die Lieferung der Kuka-Komponenten geplant, ab dann sind wir für unseren Teil startbereit.“