Am 27. Juni fand an der Johannes Kepler Universität Linz die alljährliche Veranstaltung Dialog Holzbau statt. Beim von proHolz OÖ und der Landesinnung Holzbau OÖ ausgerichteten Event ging es vor allem um die steigenden Rohstoff- und Energiepreise und deren Auswirkungen auf Holz und Bau. Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), verwies gleich zu Beginn seines Vortrags auf eine Teuerungsrate von ca. 8 % über alle Bereiche hinweg. Ob dieser Zustand noch länger andauern werde? Die schlechte Nachricht: „Da geht noch viel mehr“, denn die Produzentenpreise sind massiv gestiegen und das werde zumindest teilweise an die Konsumenten weitergegeben werden müssen. Pandemie und Ukrainekrieg seien dabei durchaus Faktoren, aber ein Teil dieser Dynamik habe auch mit Geldpolitik zu tun.
„Was geht Gas den Holzbau an?“
Die Preise im Hochbau sind in den vergangenen fünf Quartalen um rund 23 % gestiegen. Als Hauptursache dafür definierte Felbermayr den Anstieg bei den Rohstoffpreisen, allen voran Erdgas, das allein im Juni um 88 % teurer wurde. Daraufhin stellte er die Frage: „Aber was geht Gas den Holzbau an?“ Es sei, so Felbermayr, indirekt ein enormer Wettbewerber für den Holzbau – denn ohne Gas wären Zement und Ziegel viel teurer (bezogen auf die zur Herstellung benötigte Energie, Anm. d. Red.). „Umso höhere Gaspreise wir sehen, umso besser wird der business case für den alternativen Baustoff Holz“, führte der WIFO-Direktor weiter aus. Auch die Transportkosten sind deutlich gestiegen. Österreich versorge sich zwar mehr oder weniger selbst mit Holz, die Preise sind aber von den Weltmärkten abhängig. Als weiteren Faktor nannte Felbermayr die gestiegenen Preise für CO2-Emissionsrechte. Denn zur Herstellung mineralischer Baustoffe werden fossile Brennstoffe eingesetzt und dadurch wird CO2 ausgestoßen.
Märkte wie Casinos
Felbermayr, der einen breiten Überblick über die Geschehnisse in der Weltwirtschaft lieferte, verwies darauf, dass es immer schwierig ist, mit Schwankungen umzugehen – und diese gibt es derzeit überall. „Man muss auch politisch fragen, wie man helfen kann oder ob auf den Märkten alles mit rechten Dingen zugeht. Märkte muss man funktionsfähig halten. Wenn wenige Spieler mit vielen Chips unterwegs sind, werden die Märkte zu Casinos“, warnt der Wirtschaftsforscher und fügt an: „Wenn jemand im Kreml den Preis für Gas von einem Tag auf den anderen um 88 % erhöhen kann, sind wir sehr weit entfernt von dem, was wir als effiziente Märkte bezeichnen würden.“ Energiepolitisch habe Europa generell einiges verabsäumt.
Rückläufige Bautätigkeit
Als Nächstes sprach Felbermayr die rückläufige Bautätigkeit beispielsweise in den USA an: „Die USA sind ein riesiger Markt. Bei 1,6 Mio. Bauprojekten ist ein Rückgang von 200.000 Baubeginnen beachtlich. Und weil in den USA mit Holz gebaut wird – zumindest in der breiten Fläche –, bedeutet dieser Rückgang auch etwas für unsere Holzwirtschaft in Österreich. Die abnehmende Bautätigkeit ist eine Folge der Verteuerung von Hypothekenkrediten, das kommt auch in Österreich auf uns zu. Bei der Inflationsentwicklung kommt noch was“, macht der Wirtschaftsforscher wenig Hoffnung auf baldige Besserung.
Holzbranche ist regionaler Stabilisator
Gerade in Zeiten der Krise ist es wichtig, für Stabilität zu sorgen. Als einen solchen Stabilisator sieht Felbermayr den Forst- und Holzcluster, der vor allem in weniger stark besiedelten Gebieten hohe Beschäftigungsanteile aufweist. Auch deshalb ruft er dazu auf, die heimische Wertschöpfungskette zu optimieren, denn „Holz ist ein Substitut für viele Dinge – aber es muss verfügbar und wettbewerbsfähig sein“. Durch die Klimakrise einerseits und Veränderungen in der politischen und wirtschaftlichen Weltordnung andererseits sei das Interesse an der Holzwirtschaft gewachsen. Diese Chance müsse man nützen und gleichzeitig versuchen, die Branche in die kreislaufwirtschaftlichen Überlegungen einzubinden – denn neben der verstärkten Nutzung von Holz sei auch Recycling ein Gebot der Stunde.
JKU mit Vorbildwirkung
Im zweiten Vortrag stellte Jürgen Bartenschlag, Partner beim renommierten Architekturbüro sauerbruch hutton, einige Holz- und Holzhybridbauten des Unternehmens vor. Obwohl zuletzt Unsicherheit herrschte, ob und wie die Projekte angesichts höherer Baukosten weitergehen würden, zeichnete er ein positives Bild. So würden beispielsweise Behördenverfahren vermutlich auch aufgrund des in den letzten Jahren gewonnen Vertrauens und mehrerer Beispielprojekte schneller abwickelbar.
In der abschließenden Podiumsdiskussion betonte Landesrätin Michaela Langer-Weninger, dass viele Gemeinden bei ihren Bauprojekten von Beginn an den Baustoff Holz berücksichtigen. Meinhard Lukas, Rektor der JKU, verwies darauf, dass sich viele Universitäten ihrer Vorbildwirkung in Sachen nachhaltiges Bauen bewusst sind. Die Auszeichnung, die die JKU in der Kategorie Öffentliche Bauten beim diesjährigen Holzbaupreis OÖ erhielt, unterstreicht diese Ambitionen.