„Alpbach muss man erlebt haben!“

Ein Artikel von Birgit Gruber | 02.12.2024 - 07:41
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Martin Stöckl aus dem Organisationsteam Alpbach. © Raphael Zeman

Herr Stöckl, Sie sind Leiter des Organisationskomitees. Wie lange sind Sie schon in die Planung der Bildungswoche involviert?

Ich bin bereits seit 2010 Teil des Organisationskomitees (OK) und zwar am Papier der OK-Chef, aber wir sind ein Team ohne Hierarchie und ziehen alle gemeinsam an einem Strang. Während die Fachvorträge mittlerweile meist von Engelbert Schrempf und Leonhard Huetz zusammengestellt werden, kümmern sich Matthias Marth, Christoph Hofmann und ich hauptsächlich um die Kommunikation, die Abwicklung und den Ablauf vor Ort sowie um das Rahmenprogramm.

Ein Blick in das Programm zeigt eine spannende Mischung aus Fachvorträgen, fachfremden Vorträgen und Gesellschaftsevents. Liegt darin der Erfolg der Veranstaltung begründet?

Mit Sicherheit. Besonders das Netzwerken spielt eine wichtige Rolle bei der Bildungswoche. Rund 300 Kollegen verweilen eine Woche im doch relativ überschaubaren Alpbach – nach den Vorträgen kann man sich eigentlich gar nicht aus dem Weg gehen. Überall trifft man Gleichgesinnte und genau das macht das Flair des Events aus: die ideale Mischung aus Fachvorträgen, Kongress und privaten Gesprächen – aber immer im Sinne des Holzbaus.

Wie kann man sich den Ablauf der Bildungswoche vorstellen?

Am Montag ist ab Mittag Begrüßungstag. Den Einstieg macht meistens ein Vortrag zu einem politischen Thema, darauf folgt oft ein Vortrag zum Tagesgeschehen oder aus der Organisation der Innungen, wie zum Beispiel das Lehrlingswesen oder die Meister-Ausbildung. Zum Ausklang des ersten Tages gibt es dann eine gemeinsame Jause und Bierverkostung. Dienstag und Mittwoch stehen im Zeichen der Fachvorträge. Hier kommen auch zahlreiche Tagesgäste, denn die fachspezifischen Vorträge erzeugen großes Interesse. Am Donnerstag wird es wieder etwas allgemeiner, dann sprechen Motivationstrainer, Exsportler etc. beispielsweise darüber, wie man sich immer wieder motivieren und zu Höchstleistungen antreiben kann. Am Abend folgt dann – wie es in einem Tiroler Bergdorf üblich ist – ein Gottesdienst und abschließend eine Weinverkostung, die immer wieder gerne von der Landesinnung Burgenland ausgerichtet wird. Den krönenden Abschluss bildet die Holzbau-Meister Ski-WM am Freitag.

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie kommenden Januar?

Die ganze Woche über sind in etwa 150 bis 200 Besucher vor Ort, an starken Vortragstagen werden sicher an die 300 Personen im Saal sein. Hinzu kommen 28 Aussteller mit ihren Teams, wir rechnen also insgesamt mit bis zu 400 Teilnehmern. Dafür bietet sich der Kongress in Alpbach an, da wir von der Saalgröße nach oben hin offen sind. Es gab auch einmal Bestrebungen, die Veranstaltung in eine größere Stadt zu verlegen, doch dann würde die Bildungswoche diesen besonderen, familiären Charakter verlieren.

Und gerade der macht die Veranstaltung aus, richtig?

Genau. In Alpbach gibt es gute Hotels und Gasthäuser, überall trifft man Akteure aus der Branche und kommt sofort wieder in Gespräche. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist für meine Begriffe ebenso viel wert wie ein Vortrag, bei dem ich nur passiv zuhöre. Man wird durch die Vorträge angeregt und kann anschließend mit anderen Teilnehmern resümieren und reflektieren, Meinungen von Besuchern mit unterschiedlichem Background hören. Die Einheimischen werden ebenso eingebunden. Die örtlichen Vereine organisieren zum Beispiel die Ski-WM, den Gottesdienst, die Tiroler Jause und viele sonstige Kleinigkeiten vor Ort. Man freut sich im Dorf auf die Bildungswoche, weil die Zimmerer als geselliges Volk bekannt und ordentliche Gäste sind, mit denen teils schon über Jahrzehnte und mehrere Generationen hinweg Kontakt und Freundschaft bestehen.

Was ist Ihr persönliches Highlight im kommenden Jahr?

Ich würde sagen, der Begrüßungstag als „das große Wiedersehen“ und die Donnerstagsvorträge. 2025 gibt es hier zum Beispiel einen Vortrag über Künstliche Intelligenz. In Alpbach sind wir immer am Zahn der Zeit oder dieser sogar voraus. Oftmals wurden hier Dinge bereits angesprochen, bevor sie bei der großen Masse angekommen sind. Mit Leonhard und Engelbert haben wir zudem zwei hervorragende Techniker, die qualitativ hochwertige Fachvorträge organisieren. Gemeinsam finden wir einen guten Mittelweg aus neuen und alltäglichen Themen. Wir wollen keine Zweiklassengesellschaft und dass niemand übervorteilt wird – von alt bis neu, von traditionell bis modern – soll für jeden etwas dabei sein. Wenn mich jemand fragt, was die Bildungswoche ist, antworte ich immer: „Alpbach kann man schwer erklären, man muss es erlebt haben.“ Und wer einmal dabei war, kommt immer gerne wieder.

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Leonhard Huetz, Simon Kathrein und Engelbert Schrempf (v. li.). © Raphael Zeman

Herr Huetz und Herr Schrempf, Sie sind im Organisationskomitee für das Programm und den Inhalt der Vorträge zuständig. Auf welche Zuckerstückerl dürfen wir uns 2025 freuen?

ES: Wir setzen jedes Mal alles daran, das vorangegangene Programm zu toppen – was uns in den letzten Jahren auch gelungen ist. Wir haben den Vortragenden immer wieder spannende Aufgaben gestellt und gezeigt, wie moderne und fesselnde Vorträge aussehen können. Im Jahr 2023 gab es quasi eine ‚Knoff-Hoff-Show‘ mit Experimenten zum Brandschutz, Sound-Inszenierungen zur Akustik im Kongresssaal und erstklassige Referentenduette auf der Bühne. Im Jahr 2024 haben wir mit den österreichischen Holzbaulegenden begonnen, wo Betriebe ihre Erfolgsrezepte mit den anderen Unternehmern teilen. Auch dieses Jahr wird es wieder einige besondere Highlights geben, auf die sich das Publikum freuen darf.

LH: Das Programm wird eine tolle Mischung aus neuen Einblicken zum Thema nachhaltiger Holzbau, Praxiserfahrungen und Best Practice-Projekten von renommierten Holzbau-Meistern und internationalen Perspektiven und Trends im Holzbau bieten. Lean im Bauwesen und künstliche Intelligenz werden beispielsweise behandelt – wir sind also wieder einmal am Zahn der Zeit.

Wie gestaltet sich bei Ihnen die Themenfindung? Worauf kommt es Ihrer Meinung nach an?

ES: Für uns steht die Gegenwart im Fokus – wir legen großen Wert darauf, aktuelle Themen aufzugreifen und auf die relevanten Herausforderungen unserer Zeit einzugehen.

LH: Dementsprechend orientieren wir uns an aktuellen Markttrends und Herausforderungen der Branche. Dabei arbeiten wir auch eng mit Experten zusammen, um Praxisnähe sicherzustellen. Mit einem Fokus auf Weiterbildung und Nachhaltigkeit garantieren wir zeitgemäße Themen und visionäre Blicke in die Holzbauzukunft. 

Was sind für Sie die besonderen Highlights der 54. Bildungswoche?

ES: Alpbach selbst ist das Highlight! Der Ort, das Congress Centrum und vor allem die Holzbau-Meister, die jedes Jahr treu für eine Woche hierherkommen und Alpbach zu ihrem Zuhause machen. Sie stehen hier im Mittelpunkt.

LH: Dem kann ich nur beipflichten. Die Bildungswoche ist rundum ein Highlight. Sie ist Austauschplattform für Wissenstransfer und Networking und bietet einen spannenden Mix aus Tradition und Innovation, gepaart mit inspirierenden Keynote-Speakern.