Rund 120 Gäste fanden sich in Wien ein, um gemeinsam mit der Holzforschung Austria (HFA) sowie der Österreichischen Gesellschaft für Holzforschung (ÖGH) das 75-jährige Bestehen zu feiern. Moderatorin Dr. Christa Kummer konnte zahlreiche Festgäste, wie die drei ehemaligen ÖGH-Präsidenten Helmuth Neuner, Dr. Georg Erlacher und Josef Kurzmann sowie Florian Frauscher als Vertreter von Bundesminister Dr. Martin Kocher, EOS-Präsident Herbert Jöbstl und proHolz Austria-Obmann Richard Stralz, begrüßen. In seiner Festansprache betonte ÖGH-Präsident Reinhard Mosser die Bedeutung der HFA als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Er strich die Wichtigkeit des Vereins hervor, der sich seit seiner Gründung 1948 für die Erforschung des Roh- und Werkstoffes Holz einsetzt, und lobte das umfassende Branchennetzwerk der ÖGH, in dem sich Vertreter der Unternehmen und Interessenverbände stark engagieren. Dadurch kann die HFA ihre Dienstleistungen sowohl bei Forschung als auch Prüfung und Zertifizierung immer an den Bedürfnissen der Unternehmen ausrichten. Das macht das Institut zu einem anerkannten und unverzichtbaren Partner der österreichischen Holzwirtschaft.
Sektionschef Florian Frauscher überbrachte Dankesworte und strich die Bedeutung des heimischen Forst- und Holzsektors für Österreich heraus. Als besonders wichtig erachtet er die Unterstützung der KMU mit Forschungs- und Entwicklungstätigkeit, welche die HFA seit mehr als sieben Jahrzehnten leistet, nicht zuletzt als Gründungsmitglied der Austrian Cooperative Research (ACR) 1954.
Dr. Erich Wiesner, Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP), erläuterte die Wichtigkeit der Holzforschung Austria für die Wirtschaft und gab zahlreiche Beispiele für die seit den 1990er-Jahren sehr enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Fachverband der Holzindustrie Österreichs. So wurde der Aufbau vieler Aktivitäten des Instituts unterstützt, wie etwa die Akkreditierung, Normung, Forschungsprojekte, das Schalllabor Akustik Center Austria sowie die Onlineplattform dataholz.eu. Für ihn ist das 75-jährige Bestehen der HFA nicht allein eine nationale Erfolgsgeschichte, sondern hat auch eine europäische Dimension. „Die HFA ist ein hochmodernes Institut mit einer klaren Ausrichtung und hochkompetenten Mitarbeitern“, betonte Wiesner in seinen Begrüßungsworten. Die HFA ist in Österreich das einzige Institut, das sich mit der gesamten Wertschöpfungskette Holz beschäftigt und mittlerweile auch weltweit die Kunden in der Holzindustrie unterstützt.
Turbulente Geschichte
Danach ließen Institutsleiter und Geschäftsführer Dr. Manfred Brandstätter und der vor Kurzem in den Ruhestand getretene Abteilungsleiter Bautechnik, Peter Schober, die Geschichte der vergangenen 75 Jahre Revue passieren. Ein kleines Detail am Rande: Die beiden bringen mehr als 75 Dienstjahre bei der HFA zusammen. Sie zeigten nicht nur die Höhepunkte des Instituts, sondern hoben auch Highlights der technischen Entwicklungen sowie prägende Ereignisse und Begebenheiten der Branche in dieser langen Zeitspanne hervor. Anfang der 1990er-Jahre geriet die HFA in Turbulenzen. Besonders durch die Initiativen von Wieser und Neuner gelang die Kehrtwende. Gemeinsames Fazit von Brandstätter und Schober war, dass sich das Institut und die Branche durch eine jahrzehntelange Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung gemeinsam entwickeln konnten. Der erfolgreiche Weg der HFA hängt somit eng mit der Anerkennung durch die Institutionen und Unternehmen des Forst- und Holzsektors zusammen.
Im spannenden Festvortrag verdeutlichte Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Medizinischen Universität Wien, dass die Erarbeitung von Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit nur durch Forschung möglich sei. Der Mensch hat durch sein genetisches Potenzial dabei sehr viel selbst in der Hand. Diese Forschung braucht auch die entsprechende Dotierung und Unterstützung. Für ihn standen die Forschungsleistungen des Instituts beim Jubiläum klar im Vordergrund und er wünschte den Mitarbeitern der HFA die besten Rahmenbedingungen für ihre weitere Tätigkeit.
Neue Leitung ab 2024
Im Anschluss konnten die Festgäste die beiden neuen Repräsentanten des Vereins und des Instituts in einer von Christa Kummer moderierten Interviewrunde näher kennenlernen. Mit Georg C. Niedersüß, Geschäftsführer Griffnerhaus, steht ein neuer Präsident an der Spitze der „Holzforschung Austria – Österreichische Gesellschaft für Holzforschung“. Er löst Reinhard Mosser ab, der dem Verein neun Jahre lang als Präsident vorstand. Dr. Gerhard Grüll übernimmt Anfang 2024 als neuer Institutsleiter und Geschäftsführer die Holzforschung Austria von Brandstätter, der das Institut mehr als 22 Jahre lang erfolgreich geführt hat.
Der neue ÖGH-Präsident hob die Wichtigkeit der Holzforschung Austria beim großen Zukunftsthema Wissensvermittlung sowie in der Zertifizierung hervor, bei denen das Institut bereits qualitativ hochwertige Leistungen anbietet. Die Klimadebatte sah er als Chance, den Holzbau zum Nutzen der Gesellschaft zu forcieren. Der HFA wünschte er, dass sie die erste Adresse für die Holz verarbeitenden und produzierenden Betriebe bleibt.
Grüll wies auf seine jahrelange Verbundenheit mit der HFA hin, an der er seit 1992 beschäftigt ist, zuletzt in der Position des Abteilungsleiters „Holzschutz und Bioenergie“. Gerade in der Forschung und Entwicklung steht die Branche seiner Meinung nach vor spannenden Herausforderungen. Großes Potenzial sieht er in der Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, wo er das Institut stärker positionieren will. Für die Zukunft setzt Grüll auf die Unterstützung der Verbände und Unternehmen sowie gute Rahmenbedingungen in der Forschungsförderung, um mit einem eingespielten HFA-Team Lösungen für die drängenden Forschungsfragen erarbeiten zu können.
Würdige Verabschiedung
Zum Abschied wurde Institutsleiter Dr. Brandstätter von Begleitern und Weggefährten aus der Branche für seine unermüdliche Arbeit gewürdigt und dafür vom Publikum mit Standing Ovations bedacht.
Holz ist heute wichtiger denn je. Im Kampf gegen den Klimawandel und bei der notwendigen Dekarbonisierung kommt dem Roh- und Werkstoff eine zentrale Rolle zu. Die Aktualität, die Relevanz und die Zukunft der HFA sind damit klar gegeben.