„Wir müssen endlich selbstbewusster auftreten“

Ein Artikel von Birgit Gruber | 17.07.2024 - 09:49
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Fritz Klaura, Landesinnungsmeister Kärnten © Landesinnung

Elf Jahre ist es her, seit der Aussichtsturm Pyramidenkogel südlich des Wörthersees eröffnet wurde. Seither vermisst Landesinnungsmeister Fritz Klaura echte Leuchtturmprojekte in Kärnten. Die Schuld gibt er der Politik, die zwar zu Lippenbekenntnissen bereit ist, jedoch eingereichte mehrgeschoßige Holzwohnbauprojekte immer aufgrund der Kostenfrage ablehnt. „Die Betonlobby ist bei uns leider noch zu stark und operiert mit falschen, schöngerechneten Zahlen. Gegen diesen Umstand müssen wir geschlossen auftreten. Vielmehr müssen Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit vermehrt mit harten Fakten zum Ressourcenverbrauch und Schadstoffausstoß informieren. Dazu gehört auch der Auftritt an Umweltkonferenzen und dergleichen“, appelliert Klaura. Zudem würden die Kärntner laut Klaura immer an sich selber zweifeln. Ein Umstand, der die Entwicklung ebenfalls bremse. „Wenn unsere Mitglieder selbstbewusster auftreten würden, würde das in der Öffentlichkeit ein ganz anderes Bild ergeben. Schließlich beheimaten wir in der Holzindustrie einige der größten Unternehmen, die eng mit den Zimmereien zusammenarbeiten. Technisch können wir alles leisten, wir müssen es uns nur zutrauen. Zudem sind wir in Kärnten mit hervorragenden Betrieben und Ausbildungsmöglichkeiten ausgestattet, da muss noch mehr möglich sein“, hofft Klaura diesbezüglich auf die nachfolgende Generation. „Mit guten Leuten können wir auch mit hohen Löhnen den Vorsprung gegenüber Billigstlohnländern halten.“

Holzbautrophy an Landwirtschaftsschulen

Bevor er im Oktober 2025 seinen wohlverdienten Ruhestand antritt, will er noch so viele junge Menschen, wie möglich, für den Baustoff Holz begeistern. Denn in den Betrieben mangle es an Lehrlingen. Ab dem kommenden Schuljahr startet deshalb an den einschlägigen Landwirtschaftsschulen die sogenannte „Holzbautrophy“ – ähnlich, wie bei den Tischlern. „Die Innung wird hierfür Material zur Verfügung stellen. Gemeinsam mit Patronanz-Holzbau-Meistern sollen die Jugendlichen dann konkrete Holzbauprojekte umsetzen. Diese sollen dann bis zum Ende des ersten Semesters von einer Jury bewertet und ausgezeichnet werden“, weiß Klaura. Auf ihn selber warte in den kommenden Monaten ebenfalls ein großes Projekt – die Sanierung zahlreicher hundertjähriger Kastenfenster an seinem Elternhaus. Ruhe geben könne er ohnehin nie, merkt Klaura lachend an.

3 Fragen an: Landesinnungsmeister Kärnten Fritz Klaura

Was sagen Sie zur neuen Stiftungsprofessur Holzbauarchitektur an der FH Kärnten?
Sie ist ein positives Signal, zumal es in Innsbruck ja nicht dazu gekommen ist. Nach Graz und Wien bin ich froh, dass wir im Südwesten jetzt ebenfalls die jungen Studierenden für Holzbau begeistern können. Die Ausbildung liegt uns in Kärnten nämlich sehr am Herzen, damit die gesamte Wertschöpfungskette auch in Zukunft gestärkt bleibt.

Welchen Ausbildungsweg sollten Zimmerer einschlagen?
Wir müssen die Lehre mit Matura und die Ausbildung nach der Matura forcieren, um wissbegierige Leute für diesen Beruf zu begeistern. Die Anforderungen sind enorm gestiegen, wir beschäftigen uns heute mit Bauphysik und Kosteneffizienz. Das können nur fähige Mitarbeiter schaffen. Mit guten Leuten kann Österreich auch seinen Holzbauwissensvorsprung im DACH-Raum erhalten. 

Was ist Ihr größtes Anliegen?
Wir Holzbau-Meister haben eine große Verantwortung für Leib und Leben. Diese ist größer als die eines Arztes! Um dieser Verantwortung gerecht zu sein – und in Zukunft zu bleiben – darf es keinen vereinfachten Zugang zu unserem Gewerbe in Form der individuellen Befähigung, dem eingeschränkten Gewerbe, geben. Daher muss es ausschließlich den Holzbau-MEISTERn vorbehalten bleiben, Holzkonstruktionen zu errichten.

Kärnten

Landesinnungsmeister: Fritz Klaura
Mitgliedsbetriebe: 246 Unselbstständig 
Beschäftigte: 2430
Lehrlinge: 145

Stand 06/2024