Der serielle Holzbau ist weiterhin auf Wachstumskurs

Ein Artikel von Günther Jauk | 28.03.2025 - 09:00
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Der Holzbau hat Wachstumspotenzial. © Shutterstock/Monster Ztudio

In jüngster Vergangenheit überschlugen sich die Meldungen von neuen, gewaltigen Fertigungsstätten für den seriellen Holzbau und Modulbau förmlich. Bis zu 30.000 Wohneinheiten pro Jahr sollen am 2024 eröffneten Nokera-Standort Möckern entstehen. In Richen startet Gropyus für 300 Mio. € gerade eine Roboterfertigung, die künftig alle 16 Minuten ein Wand- oder Deckenelement produzieren soll. Pro Jahr wird ein Ausstoß von 250.000 m2 Bruttogeschossfläche angepeilt – der Automatisierungsgrad soll auf bis zu 86 % in die Höhe geschraubt werden. Timpla by Renggli plant, im deutschen Eberswalde bis zu 2000 Module im Jahr zu fertigen, Kaufmann Bausysteme produziert an drei Standorten mittlerweile bis zu 4000 Module pro Jahr und wickelt Großbaustellen mit 500 bis 1000 Modulen in Berlin und anderen deutschen Großstädten ab. In Österreich realisierte Binderholz in Hallein mit b-solution eine Produktion für den Systembau, in der neben vorgefertigten Wandmodulen sowie Decken und Dächern auch Raummodule mit kompletten haustechnischen Installationen sowie inkludierten Nassräumen gefertigt werden. Die Jahreskapazität beziffert das Unternehmen mit 130.000 m2 Bruttogeschossfläche.

Mehr noch als die oben genannten und noch weitere angekündigte Megaprojekte sind es aber insbesondere große und mittelständische Holzbaubetriebe, die ihre Arbeit verstärkt von der Baustelle in die Halle verlagern und den Vorfertigungsgrad beständig in die Höhe schrauben. Neben zweidimensionalen Wand- und Deckenelementen sowie dreidimensionalen Raummodule spielt dabei auch die serielle Sanierung eines zusehends veralteten Gebäudebestandes eine zunehmend wichtige Rolle.

Viel Bedarf – wenig Bautätigkeit

All dies geschieht vor dem Hintergrund einer schwachen Bauwirtschaft und zuletzt massiv rückläufiger Baugenehmigungen in Deutschland und Österreich. Dem steht in Deutschland ein eklatanter Wohnungsmangel, der mittlerweile auf über 800.000 Einheiten angewachsen ist, gegenüber.

Wir sind zwar zwei Jahre zu früh gestartet, doch würden wir erst jetzt loslegen, dann wären wir wohl zwei Jahre zu spät.


Ein neuer Marktteilnehmer

Es sei also nur eine Frage der Zeit, bis der Bausektor wieder anspringe und die jetzt entstehenden Kapazitäten tatsächlich benötigt werden, so die Einschätzung einiger Branchenkenner, oder wie es ein Marktteilnehmer, der unlängst startete, formuliert: „Wir sind zwar zwei Jahre zu früh gestartet, doch würden wir erst jetzt loslegen, dann wären wir wohl zwei Jahre zu spät.“

Neben dem schwierigen Marktumfeld impliziert diese Aussage auch die Tatsache, dass neue Fertigungsstraßen und Geschäftsmodelle keineswegs Plug & Play-Lösungen sind. Mit wachsender Größe sowie hohem Automatisierungsgrad nimmt auch die Dauer der Inbetriebnahme deutlich zu. Somit kann es mehrere Jahre dauern, bis die angepeilt Leistung auch tatsächlich auf den Boden gebracht wird.

Aktuell berichten zahlreiche Marktteilnehmer von einer zufriedenstellenden Auftragssituation, wobei der Schwerpunkt oftmals auf öffentlichen Projekten, wie Kindergärten und Schulen, sowie Hotelprojekten und Gewerbebauten liege und ebenso der Wohnbau langsam wieder anspringe.

Vorteile bestmöglich nutzen

Als wesentliche Erfolgsfaktoren eines Projekts werden immer wieder eine möglichst gute und umfangreiche Planung sowie eine optimale Vorbereitung der Baustelle genannt. Denn nur wenn der serielle Holzbau auf der Baustelle keine unnötige Zeit verliert, kann er einen seiner größten Vorteil – die verkürzte Bauzeit – auch vollends ausspielen. Um das zu erreichen, braucht es gute Partnerschaften mit Betonbauern oder die Entwicklung hin zum Generalunternehmer – ein Weg, den viele Unternehmen aus diesem Segment bereits erfolgreich gegangen sind und der von Bauherren auch ob der einfacheren Kommunikation und Projektabwicklung sehr geschätzt wird.

Der serielle Holzbau profitiert von einem deutlichen Geschwindigkeitsvorteil und einer kontinuierlich steigenden Arbeitsproduktivität gegenüber dem Beton- und Ziegelbau. Zusätzlich bietet er zahlreiche weitere Vorteile. Selbst in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gewinnt er daher zunehmend Marktanteile. Wenn die Baukonjunktur wieder an Fahrt gewinnt, könnte der serielle Holzbau somit eine Schlüsselrolle spielen – und spätestens dann wird sich auch zeigen, wer seine Hausaufgaben gemacht hat und welche der neuen Produktionskapazitäten sich am Markt behaupten können.