Snøhetta plant Schulbau aus Holz in Gstaad

Ein Artikel von Birgit Gruber | 24.07.2024 - 10:18

Snøhetta plant ein neues Schulgebäude für den Winter-Campus des Instituts Le Rosey in Gstaad. Die Schülerinnen und Schüler der internationalen Schule verbringen seit 1916 die Wintermonate in dem Schweizer Dorf. Wachsende Schülerzahlen und die Anforderungen an einen modernen Unterricht machten dieses Vorhaben notwendig. Das Institut Le Rosey bemüht sich bereits seit 2005 um einen neuen Standort, der sich nun in der Nähe des Bahnhofs von Gstaad befindet.

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Der hohe Glasanteil erfordert besondere Anstrengungen hinsichtlich des sommerlichen Wärmeschutzes. Besonderes Augenmerk liegt auch auf der Raumakustik und den Theaterräumen. © ZOA3D

Snøhetta arbeitet seit 2021 gemeinsam mit den Schweizer Partnern Jaggi Architektur und Innenarchitektur an der Konzeptentwicklung. Das Gestaltungskonzept berücksichtigt die regionaltypische Architektur und den Kontext der umgebenden Bebauung, genauso wie aktuelle Anforderungen an den Unterricht und Aspekte der Nachhaltigkeit. „In unseren Projekten ist die Auseinandersetzung mit dem Kontext immer wichtig. In Gstaad stellen wir den Bezug zur lokalen Baukultur her, verstehen dies aber nicht als Einschränkung. Wir bauen kein Chalet, sondern ein Gebäude, das in seiner Materialität, in seiner Geometrie, in seiner Positionierung versucht, einen Dialog mit den Bestandsgebäuden aufzunehmen“, sagt Patrick Lüth, Snøhetta Partner und Managing Director des Studios in Innsbruck. Zwei langgestreckte und etwas versetzte Segmente gliedern den Schulbau. „Das Schulgebäude besteht aus zwei Gebäudeteilen, die quasi zusammenwachsen. Das große Gebäude lässt durch den Versatz die Fassade kürzer erscheinen“, erläutert Lüth. „Und die Neigung des Satteldaches ist an die typische Dachneigung der Gebäude in Gstaad angepasst und entspricht so dem Ortsbild.“

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Das Erdgeschoß bis zum fünften Obergeschoß ist in Holzbauweise geplant. Das Tragwerk, bestehend aus Stützen- und Unterzugsystem, ist größtenteils sichtbar und bestimmt den Innenraum.  © ZOA3D

Sowohl für die Konstruktion als auch für die Gebäudehülle kommt Massivholz zum Einsatz. „Die Menge an CO2, die wir durch diese Holzbauweise einsparen können, ist wirklich enorm“, so Lüth. Für den Ausbau sind ebenfalls Holz und andere ökologisch nachhaltige Materialien vorgesehen. „Das Tragwerk, bestehend aus Stützen- und Unterzugsystem, ist größtenteils sichtbar und bestimmt den Innenraum. Für die flexible Nutzung der Räumlichkeiten erfolgt eine Rasterung des Tragwerks, ohne tragende Innenwände. Die aufwändige Fassadengestaltung reicht bis in die Dachebene. Außen werden Holzständerwände mit Vertikalschalung errichtet. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über Windverbände, welche in der Fassadenebene angeordnet sind, sowie über die beiden massiven Treppenhauskerne“, informieren die Tragwerksplaner von Pirmin Jung, die ebenfalls am Projekt beteiligt sind. 

Ein gemeinsames, lichtdurchflutetes Atrium verbindet alle Stockwerke, ermöglicht den Zugang zu den Klassenräumen und bietet eine offene Lernlandschaft auf verschiedenen Ebenen. Die auf die Raumtiefen abgestimmten Hauptachsen und das Stützenraster bilden die Basis für eine flexible Nutzung. Klassenräume können in Zukunft offen gestaltet, zusammengeschlossen, anders angeordnet oder als Erweiterung der Lernlandschaft definiert werden. Eine transparente Fassade gewährt Einblicke in den Schulbetrieb. Diese Idee der Transparenz korrespondiert auch mit dem Ansatz, keine Mauern oder Zäune zu planen. Vielmehr schafft ein neuer öffentlicher Platz einen lebendigen Freiraum. Dies entspricht auch einer „erweiterten“ Campus-Idee, denn die Betreiber des Instituts sehen das ganze Dorf als Campus. Ziel der Bauherren ist es, das neue Gebäude ab 2028 zu nutzen.

Quelle: Snøhetta